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«Virus» müsste weg, nicht «Swiss Pop»

Pierre Rothschild

Die Überlegung, wonach sich die SRG eventuell von dem Spartenprogramm «Swiss Pop» trennen möchte, macht leider wenig Sinn. Natürlich gibt es Einsparungen, auch dieses Programm muss betreut werden und es fallen Lizenz-Zahlungen an. Nur: Der Erfolg von Swiss Pop liegt in der Beschaffenheit des Programms, das werbefrei ist und non-stop aus Musik besteht.

Ein Käufer von «Swiss Pop» würde schlagartig an Reichweite verlieren, wenn in Geschäften, Restaurants und anderswo plötzlich Werbung zu hören wäre. Ohne Werbung macht das Programm für einen privaten Unternehmer keinen Sinn.

Die Aufschaltung könnte sogar für viele Geschäfte und Restaurants sinnlos werden, denn man will ja nicht für die Konkurrenz Werbung machen. Ausweichen ist kein Problem, denn im Internet gibt es hunderte von Programmen, die ohne Werbung ideale Background-Musik anbieten, rund um die Uhr, meistens Lounge Music und grosse, internationale Orchester von einst und heute.

Sinnvoller wäre es, erneut «Virus» unter die Lupe zu nehmen. Ein Programm, das kaum Zuhörer hat, personell aber doch einige Kosten verursacht. «Virus» war von Anfang an ein Versuch, den privaten Sendern noch einige junge Hörer abzuwerben. Ohne grossen Erfolg.

«Swiss Pop» geht nicht ins Geld, «Virus» hingegen schon. Die SRG wäre gut beraten, dort zu sparen, wo es wirklich etwas bringt.



Pierre Rothschild ist freier Medienunternehmer in Zürich in den Bereichen Filmproduktion und Presse.

Unsere Kolumnisten vertreten ihre eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion.

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Kommentare

  • Giuseppe Scaglione, 14.02.2019 10:59 Uhr
    Virus muss weg? Damit bin ich überhaupt nicht einverstanden, obwohl gerade ich am meisten Grund dazu haben könnte, zumal damals Virus in erster Linie lanciert wurde, um mein Radio 105 zu bodigen. Obwohl der SRG-Sender das dreifache Budget, dreimal soviel Mitarbeiter hatte und vom grossen "Schwestersender" SRF3 (damals DRS3) profitieren konnte, kam Virus nie richtig vom Fleck. Wir hatten zeitweise fast viermal so viel Hörer. Virus kopierte die private Konkurrenz und scheiterte damit kläglich. Heute ist das jedoch anders: Wenn ein SRG-Sender das Etikett "Service Public" für sich beanspruchen kann, dann ist es ausgerechnet Virus. Die Musik, die auf Virus gespielt wird, läuft auf keinem Privatradio. Der Anteil an Schweizer Musik ist überdurchschnittlich hoch. Damit erreicht man zwar kein Massenpublikum (in der Tat kenne ich niemanden, der Virus hört), das sollte jedoch für einen gebührenfinanzierten Sender auch nicht das Hauptziel sein. Kein privater Unternehmer wäre so verrückt, Virus zu kaufen. Und das Abschalten dieses Service-Public-Senders bringt keine grossen Einsparungen. Der Schaden wäre grösser als der Nutzen. Grössere Einsparungen sind wohl eher bei SRF3 möglich. Und dieser Sender unterscheidet sich nicht gross von den Privatradios. Wenn die SRG also sparen und sich gleichzeitig deutlicher von den Privaten abheben möchte, dann müsste man bei SRF3 über die Bücher - nicht bei Virus.
  • Hans Jürg Deutsch, 11.02.2019 17:03 Uhr
    Swiss-Jazz, Swiss-Pop und Swiss-Classic - das ist echter Service Public. Werbefreier Dienst am Hörer - und die Privaten erhalten die lebenswichtigen Werbefranken
  • Nick Heizmann, 11.02.2019 11:19 Uhr
    Ich bin mit Pierre Rothschilds Blog Kommentar absolut einverstanden. Radio Swiss Pop darf nicht "privatisiert" werden aus genau den von Ihm genannten Gründen.
  • Robert Weingart , 08.02.2019 18:28 Uhr
    @Puppis: ist das Ihr Ernst? Wer von den Jungen hört heute noch Radio? Nein, SRF hat zuviele Spartensender. Verschwendung öffentlicher Gelder. Virus UND Swiss Pop abschalten!
  • Manuel Puppis, 08.02.2019 15:37 Uhr
    Ernsthaft? Ein Sender der über 50% Schweizer Musik (v.a. von jungen Bands) spielt, Sendungen wie "SOS" oder "Kompass" ausstrahlt und im Internet neue Formate ausprobiert (True Talk oder Nr. 47) soll eingespart werden? Wenn schon, müsste hier ausgebaut werden mit Nachrichtensendungen, die auf eine junge Zielgruppe zugeschnitten sind statt der "normalen" Radio-Newssendungen. Für einen kommerziellen Sender wären diese Produktionen und dieses Profil niemals interessant.
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