Frau Tami, am Freitag besuchen Sie in Ihrer Sendung «Ding Dong» Ihr Elternhaus. Was war dies für ein Gefühl?
Ich war tatsächlich etwas nervös. Aber es fühlte sich eher an, als würde ich auf ein anderes Leben zurück blicken. Ich kenne die Viola von damals zwar noch, klar, aber es ist sehr weit weg.
Wer wohnt heute dort?
Heute lebt dort eine Familie, wie wir sie waren. Mutter, Vater, zwei Kinder. Es war schön zu sehen, dass sie gern da wohnen.
Wie haben die Bewohner reagiert, als Sie plötzlich auftauchten?
Die Bewohner wurden im Voraus von meiner Mutter und unserem Redaktor Jan Fitze informiert. Es war eine sehr lockere Begegnung. Schon fast familiär.
Sie haben in der Sendung aussergewöhnliche Wohnungen und Häuser in der ganzen Schweiz besucht. Haben sich wegen Corona die Lebensverhältnisse in der Schweiz verändert?
Es ist schon interessant, wie sich die Menschen plötzlich mehr mit ihrem Zuhause auseinander setzen. Sie überlegen sich den Kauf einer Immobilie. Die Preise dafür steigen stetig an, wie man so liest. Und jene, die bleiben wollen, sind vielleicht noch etwas stolzer auf ihr geliebtes Schloss. Das habe ich schon gespürt. Sie öffnen uns bewusst die Türen und wollen es den Zuschauern auch zeigen.
Wie waren die Dreharbeiten in dieser komischen Zeit? Sie tragen ja selbst im Fernsehen nie eine Maske…
Wir waren wochenlang als Team unterwegs. Haben in der Blase gelebt. Dazu mussten wir uns immer wieder testen lassen. Auch die Protagonisten. Beim Besuch von älteren Menschen habe ich eine Maske getragen. Am Anfang war für mich die Distanz zwischen mir und den Bewohnern dann etwas erschwerend. Aber mit der Zeit wurde auch das normal.
Was war die aussergewöhnlichste Location, die Sie angetroffen haben?
Bei all meinen Hausbesuchen wurde mir klar, dass ein aussergewöhnliches Objekt nicht automatisch auch die beste Geschichte liefert. Es sind die Menschen, die das Haus bewohnen. Sie geben dem ganzen das Leben. So habe ich mich jedesmal von deren Spirit treibenlassen. Dies ergab in kürzester Zeit eine ungewöhnliche Nähe. Dafür bin ich den Leuten auch enorm dankbar. Wir fliegen wie die Schmetterlinge da rein, gucken uns um, und verschwinden wieder. Manchmal fällt es richtig schwer, gleich wieder Adieu zu sagen.
Wie geht es weiter mit «Ding Dong»?
Wir sind im letzten Juli als Sommerserie gestartet. Das Konzept hat sich dann währen dem Dreh erst richtig entwickelt. Mein Auftrag war: «Sei einfach Viola». Und obwohl ich sonst kein Mensch bin, der in der Öffentlichkeit gerne viel von sich Preis gibt, fiel es mir bei «Ding Dong» von Beginn weg nicht schwer.
Eine dritte Staffel «Ding Dong»?
Ich wär dabei.
Sie sind auch als Sängerin, Schauspielerin und Moderatorin unterwegs. Wie fest leiden Sie unter der Pandemie?
Die geplanten Theaterproduktionen sind alle dem Veranstaltungsverbot zum Opfer gefallen. Das macht zwischendurch auch mal traurig. Die Bühne, das Ensemble, lachende Menschen. Aber sonst hatte ich beruflich ein ziemlich normales Jahr. Ich moderiere ja auch noch bei Energy Zürich am Radio und eben bei SRF. Es war jetzt natürlich ein Vorteil, dass ich nicht nur in einer Sparte tätig bin.
Und privat?
Privat geniesse ich das ruhigere Leben. Ich war schon immer etwas menschenscheu. Dies hat sich nochmals etwas verstärkt, wie ich finde. Manchmal habe ich Respekt davor, wie ich reagieren werde, wenn alles wieder seinen rastlosen Gang nimmt.
Was war für Sie persönlich das prägendste Erlebnis der letzten Wochen?
Jedes Treffen hat seine Spuren bei mir hinterlassen. Dass ich jetzt oft an diese liebevoll starke Frau denke, die so zufrieden unter der Autobahnbrücke lebt. Ein kurzer Besuch, aber wenn man zuhört, nimmt man viel mit. Und dann prägt mich jetzt vor allem der Frühling. Endlich ist er da! Ich denke, wir können ihn alle brauchen...
Was bedeutet die Corona-Pandemie für die verschiedenen Akteure der Schweizer Medien- und Kommunikationsbranche? Bis auf Weiteres wird persoenlich.com regelmässig eine betroffene Person zu Wort kommen lassen. Die ganze Serie finden Sie hier.