26.05.2020

Serie zum Coronavirus

«Die Kandidaten müssen sich wieder fit trainieren»

Folge 50: TV-Moderatorin und Sängerin Sandra Studer freut sich, dass die Tanzshow «Darf ich bitten?» auf SRF weitergeht und denkt an ihre Verwandten in Barcelona.
Serie zum Coronavirus: «Die Kandidaten müssen sich wieder fit trainieren»
«Ich fiel von der vollen Aktivität ins Nichts»: Moderatorin Sandra Studer. (Bild: SRF/Oscar Alessio)
von Matthias Ackeret

Frau Studer, Ihre Tanzshow «Darf ich bitten?» wird im Herbst wieder aufgenommen. Was bedeutet dieser Entscheid für Sie?
Ich habe mich sehr darüber gefreut. Das Ende nach den beiden Qualifikationsshows hat uns eiskalt erwischt. Wir mussten die letzte Sendung schon ohne Publikum machen und konnten uns nur ein paar Stunden auf diese aussergewöhnliche Situation einstellen. Das war nicht nicht meine persönliche Fernseh-Sternstunde. Ich freue mich für das ganze Team und insbesondere für die Tänzerinnen und Tänzer, die so so viel Zeit und Herzblut investiert haben, dass es weitergeht.

Ist es schwierig, nach sieben Monate wieder den Faden aufzunehmen?
Eine natürliche Dynamik und Spannung, die von Woche zu Woche aufgebaut wird, wurde unterbrochen, das ist klar. Aber jetzt machen wir das Beste daraus und freuen uns, dass wieder getanzt werden darf. Eine grosse Herausforderung wird das sicher für die Kandidaten sein, die sich wieder fit trainieren müssen nach dieser Pause.

Wie haben Sie selber die ganze Zeit erlebt?
Der Anfang war ein kleiner Schock, weil ich wirklich aus der vollen Aktivität ins Nichts fiel. Aber ein Nichts war das natürlich nicht. Ich hatte zwei Mädchen mit Homeschooling zu hause, einen Sohn, der auf Prüfungen lernen musste, den Göttergatten, der den ganzen Tag in Videokonferenzen hing und eine Tochter, die wir irgendwie aus Vietnam zurückholen mussten. Und zweimal am Tag die ganze hungrige Familie am Tisch. Ich habe gefühlt in der Endlosschlaufe gekocht. Und das sehr gerne.

Welche Auswirkungen hatte der ganze Lockdown auf Ihren Beruf?
Meine Agenda war quasi schlagartig leer. Theater, Fernsehen, Events – alles wurde nach und nach abgesagt. Mein Beruf findet fast immer vor Publikum statt. Und das gibt es nunmal im Moment nicht.

Was war für Sie und Ihre Familie die grösste Herausforderung der vergangenen Monate?
Ich bin sehr dankbar, dass wir genug Platz haben. Auf einmal alle sechs so nah aufeinander zu hocken, war nicht immer einfach. Das schöne Wetter und der Garten waren ein Segen. Manchmal kam da fast schon ein bisschen Ferienlagerstimmung auf. Da musste man zwischendurch wieder alle ins Office pfeiffen und an die Schule erinnern.

Hat sich Homeschooling bewährt?
Ich finde schon. Meine Kinder lernen sicher mehr, wenn sie in die Schule dürfen, aber was die Lehrer da an Alternativen gezaubert haben, war beeindruckend. Meine Kinder sind zum Glück alle alt genug, um mit digitalen Geräten umgehen zu können.

Sie selber haben viele Verwandte in Spanien. Wie hat sich dort die Situation in den letzten Wochen entwickelt?
Meine Familie lebt in Barcelona. Die Ausgangssperre, die sie da erlebt haben, war schon heftig. Und alle eingeschlossen in relativ kleine Wohnungen ohne Balkon oder Terrasse. Aber sie haben das unglaublich besonnen gemacht. Mein 94-jähriger Onkel, der einen Bürgerkrieg und einen Weltkrieg erlebt hat, hat uns immer daran erinnert, dass es uns trotz allem gut geht und wir wirklich dankbar sein müssen.

Wird sich der Kulturbetrieb aufgrund der aktuellen Krise verändern?
Im Moment kann man sich schlicht grosse Menschenansammlungen nicht vorstellen. Davon leben aber Theater, Konzerte, Live-Shows. Funktioniert ein Publikum mit Zwischenräumen? Wie geht der Einlass, die Pause etc.? Und vor allem: wie rentiert eine Vorstellung mit viel weniger Zuschauern? Das sind Fragen, die brennen und vielen grossen und kleinen Kulturinstitutionen grosses Kopfweh bereiten.

Sehen Sie momentan ein Licht am Ende des Tunnels?
Ich bin optimistisch und glaube, dass wir zu einer neuen Normalität finden werden. Die Kultur wird sich ihren Platz suchen, weil wir sie dringend brauchen. Und wenn das unter neuen Regeln passiert, wird es eben so sein. Mit logistischen und finanziellen Kompromissen von allen Seiten.

Was war für Sie das prägendste Erlebnis der letzten Wochen?
Das wunderbare Gefühl, Zeit zu haben. Diese Vollbremse hat mich so sehr entschleunigt, dass ich mir im Moment gar nicht mehr vorstellen kann, ins alte Tempo zurückzukehren.


Was bedeutet die Corona-Pandemie für die verschiedenen Akteure der Schweizer Medien- und Kommunikationsbranche? Bis auf Weiteres wird persoenlich.com jeden Tag eine betroffene Person zu Wort kommen lassen. Die ganze Serie finden Sie hier.



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