12.07.2020

Mediapulse

Erstes TV-Halbjahr im Zeichen von Corona

Zehn Minuten länger pro Tag haben Zuschauerinnen und Zuschauer vor dem Fernsehen verbracht. Bei der «Tagesschau» wurde im ersten Semester 2020 gar ein Rekord gebrochen. SRF und die Privaten sind mit den Zahlen zufrieden.
Mediapulse: Erstes TV-Halbjahr im Zeichen von Corona
Nicht nur SRF konnte im ersten Halbjahr 2020 teils stark zulegen – «dank» Corona. (Bild: Keystone/Ennio Leanza)

Das Bedürfnis der Bevölkerung nach Information, Orientierung und Ablenkung während der Coronakrise hat die Nachfrage nach den TV-Programmen geprägt – «und den Sendern einige bemerkenswerte Nutzungsrekorde beschert», wie die Forschungsstelle Mediapulse am Freitag schreibt. Gleichzeitig hätten die eingeleiteten Massnahmen zum Schutz vor der Ausbreitung des Virus wichtige Voraussetzungen der TV-Nutzung beeinträchtigt. So seien publikumsattraktive Angebote wie der Sport im TV weggefallen.

Das Medium Fernsehen konnte laut Mediapulse seine Reichweite im Vergleich zum Vorjahr um etwa einen Prozentpunkt und die Dauer, die ein Seher pro Tag vor dem TV-Programm verweilt, um zehn Minuten steigern.

SRF ist zufrieden

SRF zieht über das erste Halbjahr 2020, das stark von Corona geprägt war und eine Vielzahl an Programmanpassungen und Sonderprogrammierungen zur Folge hatte, eine positive Bilanz. Die drei SRF-Fernsehsender SRF 1, SRF zwei und SRF info erreichten von Januar bis Juni 2020 einen Marktanteil von 30,4 Prozent (Overnight-Wert). Zur Primetime, der wichtigsten Sendezeit am Abend, erzielte SRF in den ersten sechs Monaten einen Marktanteil von 39,2 Prozent (Overnight-Wert). Mit einem Marktanteil von 14,7 Prozent ist SRF mit SRF 1 am Hauptabend auch bei der Zielgruppe der 15- bis 29-Jährigen führend, wie es in einer SRF-Mitteilung heisst.

Marktanteile_4


Um auf das gesteigerte Informationsbedürfnis der Bevölkerung während der Coronakrise zu reagieren, hat SRF insbesondere im März und April über alle Vektoren und Plattformen hinweg das Angebot angepasst und umfassend über die Corona-Pandemie berichtet. Zugleich konnte SRF diverse bereits geplante Produktionen oder Liveübertragungen, vorwiegend aus dem Bereich Sport, aufgrund der Corona-Restriktionen nicht fertig produzieren beziehungsweise ausstrahlen. Dies wirkte sich insbesondere auf die TV-Marktanteile aus: Durch das hohe Interesse an den Informationsangeboten lag der Marktanteil von SRF 1 mit 22,4 Prozent deutlich über dem Vorjahreswert (2019: 19,8 Prozent), während SRF zwei ohne Livesport Marktanteile verlor (2020: 6,1 Prozent; 2019: 10,3 Prozent).

Grosses Interesse an Corona-Berichterstattung

Mit 1,493 Millionen Zuschauenden war in den ersten Tagen des schweizweiten Shutdowns die «Tagesschau» vom 19. März die meistgesehene Sendung im ersten Halbjahr 2020 – und zugleich die erfolgreichste «Tagesschau» seit der Messumstellung 2013. Insgesamt erreichte die Hauptausgabe in den ersten sechs Monaten 46 Mal über eine Million Zuschauende, vom 12. März bis 9. April gar 29 Tage in Folge, heisst es in der Mitteilung weiter. In derselben Zeitspanne verzeichnete die «Tagesschau» bei der Zielgruppe der 15- bis 29-Jährigen einen durchschnittlichen Marktanteil von 42,9 Prozent.

Auch Online verzeichnete das Web- und App-Angebot von SRF im ersten Halbjahr 2020 durch das erhöhte Informationsbedürfnis der Bevölkerung rekordhohe Zahlen: Am 16. März, an dem Tag als der Bundesrat den schweizweiten Shutdown bekanntgab, gab es 3,9 Millionen Visits auf das Onlineangebot von SRF. Insgesamt verzeichnete das Onlineangebot von SRF News in der intensivsten Phase der medialen Berichterstattung im März und April durchschnittlich 1,37 Millionen Visits pro Tag. Dies entspricht im Vergleich zur Vorjahresperiode fast einer Vervierfachung der Nutzung des Online-Angebots von SRF News.

Auch Privatsender jubilieren

«Die TV-Sender von CH Media starten im ersten Halbjahr durch», heisst es in einer weiteren Mitteilung. TeleZüri und die verbundenen regionalen TV-Sender TVO, Tele M1, Tele 1 und TeleBärn hätten bei den 15- bis 49-Jährigen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 um 60 Prozent und der Bereich TV National um 19 Prozent zugelegt. Im Halbjahresvergleich zu 2019 würden besonders zwei Sender brillieren: «TeleZüri, welcher hauptsächlich dank seinen publizistischen Leistungen um eindrückliche 84 Prozent zulegte, und auf nationaler Ebene 3+, der mit Top-Unterhaltung 24 Prozent wuchs», schreibt CH Media.

Der Blick auf die persoenlich.com-Visualisierung zeigt, wie stark die konzessionierten Regional-TV-Sender im ersten Halbjahr 2020 im Vorjahresvergleich gewachsen sind. Leicht verloren hat einzig TSO (Südostschweiz):


«Unser täglicher regionaler Service public mit kritischem Journalismus und grosser Nähe zu den Menschen in den Regionen wurde noch nie so geschätzt wie in diesem Halbjahr», wird Oliver Steffen, Chefredaktor TV Regional CH Media, in der Mitteilung zitiert. Diese Aussage lässt sich auch auf fast alle anderen nicht zu CH Media gehörenden Privatsendern adaptieren. (pd/cbe)



Die Auswertung der Radio-Nutzungszahlen finden Sie hier.



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