27.10.2022

Radio Zürisee

«Ich bin ein Fan unserer Region»

Fabian Villiger ist ab 1. Januar 2023 der neue Besitzer von Radio Zürisee. Wie tickt der Inhaber einer Eventagentur? Und was hat er mit dem Seesender für Pläne? Kommt es bald zum Stellenabbau? Ein Gespräch mit dem Rapperswiler Unternehmer.
Radio Zürisee: «Ich bin ein Fan unserer Region»
«Ich sehe mich als engagierten Verwaltungsrat und Inhaber», so der Rapperswiler Unternehmer Fabian Villiger, ab 1. Januar 2023 Besitzer von Radio Zürisee. (Bild: zVg)
von Christian Beck

Herr Villiger, Sie sind ab 1. Januar 2023 Besitzer von Radio Zürisee. Wie fühlt sich das an?
Das fühlt sich megagut an. Ich bin vor allem froh, dass wir das nun kommunizieren konnten. Der Mitteilung vom Donnerstag ging ein mehrmonatiger Prozess voraus. Ich bewege mich oft in der Region und bin mit vielen Leuten in Kontakt – und stets musste ich schweigen.

Sie erwähnen einen mehrmonatigen Prozess. Das heisst, als persoenlich.com vor einem Monat publik machte, dass Radio Zürisee zum Verkauf steht, waren Sie bereits inmitten der Verhandlungen?
Ich erhielt Anfang Sommer die vertrauliche Information, dass Radio Zürisee verkauft werden soll und der Verwaltungsrat mit mir ein Gespräch suchen will. Es wurde von Beginn weg eine möglichst regionale Lösung ins Auge gefasst.

Die Radio-Schweiz hat vermutlich mit CH Media als neuem Besitzer gerechnet. Überraschen Sie gerne?
(Lacht.) Dass das eine Überraschung ist, war mir absolut bewusst. In Vorberichten wurde gerätselt, wer Radio Zürisee übernehmen könnte – ist es die Energy-Gruppe, ist es CH Media? Ich musste schmunzeln und dachte für mich: «Ui, ui, ui.» Um auf die Frage zurückzukommen: Ja, ich überrasche gerne. Ich komme aus der Eventbranche, und Events leben zu einem grossen Teil von Überraschungen. Zu überraschen entspricht meinem Naturell.

«Als zwölfjähriger Knabe schnupperte ich bei Radio Zürisee rein»

In der Mitteilung zur Übernahme sagten Sie, für Sie sei dieses Engagement «eine Herzensangelegenheit und gleichzeitig ein Commitment für die Region». Sind Sie ein Radio-Zürisee-Fan?
Ja, ich bin ein Radio-Zürisee-Fan, bin aber vor allem ein Fan unserer Region. Das mache ich deutlich mit diesem Commitment, aber auch durch meine Funktion als Vizepräsident von Rapperswil Zürichsee Tourimus. Und ich mache dies mit Events, die ich vor allem in dieser Region stattfinden lasse. Eine kleine Anekdote: Als zwölfjähriger Knabe schnupperte ich bei Radio Zürisee rein, weil ich Radiomoderator werden wollte …

… und es auch wurden.
Nach meiner grafischen Ausbildung erhielt ich die Möglichkeit, bei Radio Central ein Praktikum zu absolvieren, und erhielt im Anschluss in der Moderation eine Festanstellung. Dort arbeitete ich während drei Jahren. Ich gehe nun nicht direkt zurück zu den Wurzeln und werde Morgenshows moderieren, aber kann doch wieder etwas Radioluft riechen.

Sie erwähnten es: Sie sind Vizepräsident von Rapperswil Zürichsee Tourismus. Wird Radio Zürisee nun zum Tourismusradio?
Nein, nein. Wir wissen aber: Das Radiobusiness ist im Wandel, wir müssen uns weiterentwickeln, neue Geschäftsfelder suchen und weiterhin effizient arbeiten. Dafür werde ich mich einsetzen.

Sie sind auch Inhaber der Eventagentur RedSpark in Rapperswil. Wird Radio Zürisee noch stärker zum Eventveranstalter?
Die DNA von Radio Zürisee beinhaltet, immer nah bei den Hörerinnen und Hörern zu sein. Veranstaltungen, wie sie bereits jetzt aufgegleist wurden – wie eine Bühne am Seenachtsfest, Rutschbahnen durch die Städte, wie wir es früher gemacht haben, oder Konzerte in Rapperswil –, sind ein Teil unseres Weges, den wir einschlagen möchten.

2019 wurden die Studioräumlichkeiten umgebaut zu einer Radio-Loft. Ich habe gehört, dass die Vermietung eher harzig gestartet sein soll – nicht zuletzt wegen der Coronapandemie. Wie wollen Sie der Loft zu Schwung verhelfen?
Sie sagen es: Die Loft wurde eröffnet zum Zeitpunkt, als Corona kam. Wir gründeten die Agentur RedSpark und nahmen per 1. Januar 2020 das operative Geschäft auf. Zwei Monate später mussten wir uns überlegen, wie wir nun weiterfahren möchten. Generell ist es so: Das Publikum sucht Live-Erlebnisse. Ich bin überzeugt, die Loft braucht einfach noch etwas Zeit. Das wird zum Fliegen kommen. Die Location ist schliesslich einmalig.

«Ich kaufte Radio Zürisee nicht als Private Equity»

Wie stark werden Sie mitreden wollen bei Radio Zürisee?
Die operative Leitung bleibt bei CEO Matthias Kost und Programmleiter Tony Immer. Ich sehe mich als engagierten Verwaltungsrat und Inhaber. Ich kaufte Radio Zürisee nicht als Private Equity und sage nun: «Wir sehen uns an der GV wieder.» Ich sehe mich als Vernetzer in der Region, als Unterstützer in der Weiterentwicklung der Eventstrategie und vielleicht auch als Mitwirkender bei einem Spezialprojekt, das wir mit Radio Zürisee umsetzen werden.

Und das Personal muss nun damit rechnen, dass es am 1. Januar zuerst zu einem grossen Abbau kommt?
Nein. Die Personalstruktur werden wir innerhalb der operativen Leitung und mit der Inhaberschaft – also mit mir – führen. Wir sind noch nicht so weit, dass wir bereits konkrete Massnahmen hätten, die kommuniziert werden könnten. Klar ist: Wir müssen auch in Zukunft effizient arbeiten können.

Was war Ihnen die Übernahme von Radio Zürisee wert?
Über Zahlen haben wir Stillschweigen vereinbart.

Ich habe gehört, es seien zweistellige Millionenbeträge geboten worden. Liege ich falsch?
Das weiss ich nicht, weil ich nicht Teil eines Bieterverfahrens war. Ich habe das Radio mit professionellen Partnern analysiert und entsprechend bewertet. Die Höhe des Kaufpreises war kein Bauchentscheid.

Der Claim von Radio Zürisee lautet «Immer fünf Minuten besser». Wo sind Sie fünf Minuten besser?
(Lacht.) Eine sehr gute Frage, mit der ich nicht gerechnet habe (überlegt lange). Wo bin ich fünf Minuten besser? Normalerweise bin ich immer pünktlich. Pünktlichkeit ist mir wichtig. Unabhängig von der Zeit liegt mir das Vernetzen, die Region und meine positive Grundhaltung. Ich bin ein offener Mensch und bin gerne in Gesellschaft. Ach ja … und mein Team würde wohl über mich sagen, dass ich stets fünf Minuten früher am Mittagstisch bin.

Gesellschaft dürfte es auch am Freitag geben – Sie feiern nämlich Ihren 38. Geburtstag. Sie haben sich ja das Geschenk gleich selbst gemacht …
(Lacht.) Es kommt alles zusammen. Am Donnerstag wurde der Verkauf von Radio Zürisee kommuniziert, gleichzeitig findet die Eröffnung der Expo Rapperswil-Jona statt. Am Freitag ist mein Geburtstag mit grossem Konzert am Abend. Das Radio wird an der Expo sicherlich zum Gesprächsthema werden. Und vermutlich werden Leute, die mir zum Geburtstag gratulieren, auch noch auf das Radio zu sprechen kommen.



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