08.04.2022

Tamedia

Mehrere Kündigungen bei BZ/Bund

Ein halbes Jahr nach der Fusion der beiden Berner Redaktionen haben sechs Journalistinnen und zwei Journalisten gekündigt. Chantal Desbiolles, Co-Leiterin Ressort Bern, sah «intern keine Perspektive». Es gibt Wechsel zu Blick oder SDA. Die Stellen sind neu besetzt.
Tamedia: Mehrere Kündigungen bei BZ/Bund
Auf der gemeinsamen Redaktion gibt es viele personelle Wechsel: Die Ausgaben von Der Bund und Berner Zeitung. (Bild: Keystone/Peter Klaunzer)

Nach der im Herbst 2020 angekündigten Fusion von BZ und Bund arbeiten die zuvor miteinander konkurrenzierenden Journalistinnen und Journalisten der beiden Medien seit letztem Oktober in Bern zusammen (persoenlich.com berichtete). Nun zeigt sich: Mehrere Redaktorinnen und Redaktoren haben entschieden, die neu formierte BZ/Bund-Redaktion zu verlassen. Vorletzte Woche hatten sechs Journalistinnen gemeinsam ihren Abschied gefeiert. Die Gründe für die Abgänge sind unterschiedlich.

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Eine davon ist Chantal Desbiolles. Gemeinsam mit Marcello Odermatt und Stefan Schnyder hat sie seit der Fusion in einer Co-Leitung das Bern-Ressort geführt. Im letzten November hat sie die Kündigung eingereicht. Die langjährige BZ-Journalistin will sich auf ihre Weiterbildung zur beruflichen Mentorin fokussieren. «Der Schritt ist mir nicht leicht gefallen. Aber ich habe intern keine Perspektive gesehen», sagt sie auf Anfrage.

Die dadurch frei werdenden Stellenprozente werden auf verschiedene Redaktorinnen und Redaktoren aufgeteilt und Pensen erhöht. Die Redaktorin Brigitte Walser ist nun auch als Tagesverantwortliche im Einsatz. 

Sophie Reinhard wechselt zu Blick

Im 25-köpfigen Bern-Ressort gab es vier weitere Abgänge. Sophie Reinhardt, die dort vor allem über städtische Politik sowie Bildungsthemen schrieb, arbeitet seit Anfang April als Politikjournalistin für den Blick. Nach sechs Jahren auf der Bund-Redaktion sei es für sie Zeit gewesen, eine neue Herausforderung zu suchen, begründet die 31-Jährige auf Anfrage. Als politikinteressierte Redaktorin sei es auf der Hand gelegen, sich nach einer Inlandsstelle umzuschauen. Sie fügt an: «Mich reizt es, das Bundeshaus und seine Geschichten und Gesichter zu entdecken.» 

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Auf Reinhardt im Bern-Team folgt ​​Mirjam Comtesse, die bisher im Gesellschaftsressort von Bund/BZ schrieb. Dort wird sie im Mai von Jessica King ersetzt, die zum Gründungsteam der Hauptstadt gehört (
persoenlich.com berichtete). Edith Krähenbühl, im Bern-Ressort in einem 20-Prozent-Pensum tätig, ist im März beim neuen Berner Onlinemedium Hauptstadt gestartet (persoenlich.com berichtete). Krähenbühl stieg 2013 als Journalistin bei der Berner Zeitung ein.

Auch Fabian Christl und Markus Dütschler werden den Redaktions-Batch abgeben. Fabian Christl, der seit neun Jahren für den Bund und später für BZ/Bund schreibt, wechselt im Mai als Inlandsredaktor zur Nachrichtenagentur SDA. «Nach neun Jahren im Berner Lokaljournalismus freue ich mich auf den nationalen Fokus und auf neue Themen», sagt er zu seinem Wechsel. Beide Stellen werden laut Tamedia wieder besetzt.

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Zwei weitere Abgänge betreffen das Ressort Region:
Lea Stuber wechselte bereits auf Jahresanfang zum Strassenmagazin Surprise (persoenlich.com berichtete). Und Sheila Matti ist im März als stellvertretende Chefredaktorin bei der Tierwelt gestartet. Diese beiden Stellen werden mit der Volontärin Sabin Gfeller und dem früheren Volontär Benjamin Lauener besetzt.

Pia Scheidegger hat sich nach Abschluss ihrer Ausbildung entschieden, die Redaktion zu verlassen. In diesen Tagen neu ins Volontariat gestartet ist Sarah Buser. Zudem hat Martina Hunziker den Job als Kulturjournalistin angetreten.

«Es gibt keinen gemeinsamen Grund»

Auffällig ist: Sechs von acht Kündigungen kommen von Frauen. «Es ist natürlich schade, wenn Kolleginnen gehen, aber es gibt hier keinen gemeinsamen Grund. Journalistinnen sind überall gefragt im Medienbusiness, also gibt es Angebote, das ist doch toll», sagt Simon Bärtschi, Chefredaktor BZ und Redaktion BZ/Der Bund, gegenüber persoenlich.com dazu. Teilweise würden Leute auch aus privaten Gründen neue Wege ausserhalb der Branche einschlagen. Umso wichtiger sei es, dass man neue Redaktorinnen und junge digitale Talente gewinnen könne. Das spreche auch für eine vitale Branche.

Letzten November wurde bekannt, dass Isabelle Jacobi von SRF als Bund-Chefredaktorin zur Redaktion stossen wird (persoenlich.com berichtete). Bärtschi sagt: «Wir sind stolz darauf, eine sehr diverse Redaktion zu sein, die in der Führung hälftig mit Frauen besetzt ist.»

Der Chefredaktor sieht einen möglichen Grund für die vielen Abgänge im «langwierigen und nervenaufreibenden» Fusionsprozess, der «mit grosser Unsicherheit verbunden» war. Er fügt an: «Der Prozess ist heute aber abgeschlossen. Bis alle Ressorts optimal harmonieren, braucht es noch Zeit, Geduld und Kompromisse. Aber die neue Berner Redaktion hat tüchtig Fahrt aufgenommen.» 


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KOMMENTARE

Rudolf Penzinger
07.04.2022 18:46 Uhr
"Journalistinnen sind überall gefragt im Medienbusiness." Ganz im Gegensatz zu "Chefredaktoren", die in Wahrheit nur Filialleiter sind!
Kommentarfunktion wurde geschlossen

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