08.04.2024

Tamedia

Mitarbeitende erhalten Handy statt Print-Abo

Tamedia streicht seinen rund 1800 Angestellten ab 2025 die Gratis-Print-Abos. Dafür erhalten alle einen Smartphone-Voucher und ein Mobile-Abo. Damit will Tamedia den digitalen Kanälen Priorität geben. Bei Ringier, NZZ und CH Media können Mitarbeitende weiter kostenlos Print lesen.
Tamedia: Mitarbeitende erhalten Handy statt Print-Abo
Die Tamedia-Mitarbeitenden sollen die Zeitungen künftig auf den digitalen Kanälen lesen. (Bild: Keystone/Christian Beutler)

Tamedia hat neue Regeln zum Umgang mit Abonnements für Mitarbeitende beschlossen. Letzte Woche wurden die eigenen Leute darüber informiert, dass sie ab Januar 2025 keine kostenlosen Print-Abos mehr erhalten. Wer die Zeitungen von Tamedia weiterhin auf Papier lesen will, erhält als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter einen Rabatt von 60 Prozent auf sein Jahresabo. Mit der neuen Regelung fallen damit nächstes Jahr rund 2000 Print-Abos weg, wie Tamedia auf Anfrage mitteilt.

Hinter dem Entscheid steht keine Sparmassnahme, sondern wohl eher ein Richtungsentscheid von CEO Jessica Peppel-Schulz. Die Managerin, die vor einem halben Jahr das Zepter bei Tamedia übernommen hat, will die digitale Mediennutzung ihrer Mitarbeitenden fördern. Bereits im Januar tönte sie in einem Panel an der Dreikönigstagung vom Verlegerverband Schweizer Medien Schritte in diese Richtung an. Sie sprach dort über die Transformation der Tamedia-Marken ins digitale Zeitalter und fügte an: «Es gilt, eine kulturelle Veränderung mit den Tamedia-Mitarbeitenden aufzugleisen, die Leute mitzunehmen auf den digitalen Weg und in 360-Grad-Content zu denken.»

Galaxy A34 oder 400-Franken-Voucher

Künftig sollen die Mitarbeitenden den Tages-Anzeiger, die Basler Zeitung oder die Finanz und Wirtschaft also nur noch digital nutzen. Um diesen Prozess zu unterstützen, will Tamedia seine Leute entsprechend ausstatten, wie die Tamedia-Medienstelle auf Anfrage mitteilt. Im Rahmen der neuen Regelung für Telefonie erhalten alle Angestellten mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag ab dem 1. Juli 2024 alle drei Jahre ein Smartphone (aktuell das Galaxy A34) oder wahlweise einen Smartphone-Voucher in Höhe von 400 Franken.

Bereits heute haben alle Tamedia-Mitarbeitenden kostenfrei Zugriff auf sämtliche digitalen Abo-Produkte, einschliesslich der jeweiligen E-Papers. Die Ausstattung mit Smartphone und Mobile-Abo sei aber bisher nicht systematisch und flächendeckend gewesen, so Tamedia. Das soll nun vereinheitlicht werden.

«Diese Entscheidung spiegelt unseren klaren Fokus auf die Förderung einer digitalen Arbeitskultur wider und ermöglicht es unseren Mitarbeitenden, flexibel und mobil auf unsere Inhalte zuzugreifen. Unser Ziel ist es, eine optimale Arbeitsumgebung zu schaffen, die die Nutzung digitaler Technologien und die mobile Kommunikation unterstützt», begründet Tamedia den Entscheid. 

Wie handhaben die anderen Verlage mit Printprodukten die Gratisabgabe an die Mitarbeitenden? Von einem so konsequenten Entscheid wie bei Tamedia ist dort im Rahmen einer Umfrage nichts zu hören. Bei der NZZ können alle Mitarbeitenden kostenlos die digitalen und Print-Ausgaben der Neuen Zürcher Zeitung und/oder der NZZ am Sonntag beziehen, teilt die Medienstelle mit. Beim Verlag Ringier Medien Schweiz, der nebst dem Blick und dem SonntagsBlick auch den Beobachter, die Glückspost oder die Handelszeitung herausgibt, können Festangestellte von jedem RMS-Titel ein Exemplar gratis beziehen. Die bestellten Produkte werden von der Hauspost an die entsprechende Abteilung verteilt, teilt ein Sprecher mit. Blick-Mitarbeitende erhalten die Blick- und SonntagsBlick-Ausgaben auf Wunsch als Gratis-Abonnement. Die digitalen Kanäle können über den OneLog-Account unbegrenzt genutzt werden. Und auch bei CH Media haben die Mitarbeitenden Anrecht auf ein Gratis-Zeitungsabo und Zugang zu den E-Papers über das Intranet.

Schliessung von Druckereien

Die Printprodukte bei den verschiedenen Medienhäusern haben einen schweren Stand. Aufgrund struktureller Veränderungen ist die Zahl der Print-Abos in den letzten Jahren stetig gesunken. Das Mutterhaus TX Group plant die Schliessung ihrer Druckereien und sucht Käufer für die Liegenschaften in Zürich, Bern und Lausanne, wie im Februar publik wurde. Für den Standort Zürich soll es 2029 so weit sein, die letzte der drei Druckereien soll bis 2032 dichtgemacht werden. Ringier und NZZ haben die Schliessung ihrer Druckerei in Zofingen auf September bekannt gegeben (persoenlich.com berichtete). CH Media behält seine Druckerei in Aarau und will in diesem Markt tätig bleiben, sagte CEO Michael Wanner kürzlich in einem Interview.


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KOMMENTARE

Peter Jaeggi
09.04.2024 07:44 Uhr
Eine "digitale Arbeitskultur"? – Eine menschliche wäre mir lieber.

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