13.01.2021

Presseschau

So kommentieren Medien die Verschärfungen

Wegen der neuen ansteckenderen Virusvariante hat der Bundesrat die Massnahmen gegen die Ausbreitung des Virus verschärft. Was schreiben Schweizer Onlinemedien dazu? Eine Übersicht.
Presseschau: So kommentieren Medien die Verschärfungen
Gesundheitsminister Alain Berset und Bundespräsident Guy Parmelin haben am Mittwoch neue Massnahmen gegen das Coronavirus angekündigt. (Bild: Keystone/Laurent Gillieron)

Ab Montag schliessen wegen des Coronavirus in der Schweiz alle Läden für Güter des nicht täglichen Gebrauchs, es gilt eine generelle Homeoffice-Pflicht, und an privaten Veranstaltungen dürfen noch maximal fünf Personen teilnehmen. Die bisherigen Massnahmen verlängert der Bundesrat um fünf Wochen. So bleiben auch Restaurants, Kulturbetriebe, Sportanlagen und Freizeiteinrichtungen bis Ende Februar geschlossen, wie der Bundesrat am Mittwoch mitteilte. Offen bleiben hingegen die obligatorischen Schulen.

So werden die Verschärfungen in den Onlinemedien kommentiert:

Tages-Anzeiger (Mario Stäuble, Co-Chefredaktor)

 «Die Wirtschaft wird es ein weiteres Mal hart treffen, wobei viele Branchen von bald einem Jahr Pandemie schon geschwächt sind. Umso wichtiger ist es, dass die ausgeweiteten Finanzhilfen nun schnell fliessen. (…) Der Entscheid leuchtet gerade deshalb ein, weil er – anders als im Herbst – eine ungünstige Entwicklung früh abklemmen will. Weniger einleuchtend sind die Absurditäten, die der zweite Lockdown mit sich bringt: Warum bleiben Blumenläden offen, Kleidergeschäfte aber nicht? Und warum hebt man die unsägliche Ausnahme für Skigebiete noch immer nicht auf, sondern streitet sich darüber, ob man in Berghüttenrestaurants die Terrassen offen halten darf?»

NZZ (Peter A. Fischer, Leiter Wirtschaft)

«In einer ungemütlichen Lage will der Bundesrat diesmal auf Nummer sicher gehen. Statt zu verbessern, was eine grosse Wirkung hat, verordnet er dem ganzen Land einen neuen harten Lockdown. Auf der Strecke bleibt die Verhältnismässigkeit. (…) Es ist wieder eine hilflose Politik, die wenig Rücksicht nimmt auf die enormen Kollateralschäden. Es ist eine Politik, die auf den Versuch verzichtet, die gleiche oder zumindest eine ähnliche Wirkung mit einer konsequenteren Umsetzung einfacherer, gezielterer Massnahmen zu erreichen. (…) Dabei geht es gar nicht nur um die enormen wirtschaftlichen Kosten und die Existenzängste, die ein flächendeckender harter Lockdown verursacht. Es geht auch um die mittelfristigen sozialen, psychischen und gesundheitlichen Schäden, wenn man der ganzen Bevölkerung einen grossen Teil ihrer Freiheit nimmt, sie sozial isoliert und ihr behördlich vorschreibt, was noch dringend ist und was sie nicht mehr kaufen darf – oder auch wie noch gelernt werden kann.»


CH Media
(Sven Altermatt, Bundeshausredaktor)

«Auf die Schweiz warten schwere Wochen, vielleicht die schwersten dieser Krise. Sie hat uns schon viel abverlangt. Und je länger sie dauert, desto mehr sehnen wir uns danach, es endlich hinter uns zu haben – natürlich. Bloss: Inklusive der Dosen, die bis Ende dieser Woche geliefert werden sollen, können erst vier Prozent der Erwachsenen geimpft werden. Unmittelbar wirkt sich dies noch wenig aus. Noch einmal kommt es auf jede und jeden einzelnen an. (...) Nun ist nochmals Zurückhaltung gefragt. Dafür mit der wahrhaftigen Aussicht auf eine baldige Besserung. Das Licht kommt näher.»

Watson (Maurice Thiriet, Chefredaktor)

«Wenn die Historiker die Mühen der Schweiz in der Bekämpfung dieser Pandemie dereinst zusammenfassen müssen, werden sie sagen: ‹Die haben versucht, einer monumentalen Krise mit herkömmlichen Methoden beizukommen. Statt Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen, alles Verfügbare an Infrastruktur, Geld und die Bevölkerung zu mobilisieren, haben sie wie gewohnt konferiert, föderiert und evaluiert. Und waren stets einen Tick zu spät.› So läuft es nun seit Monaten, mit den bekannten Folgen.»


Berner Zeitung
(Simon Bärtschi, Chefredaktor)

«Die Landesregierung zieht den Joker, den ihr die Kantone in die Hand gegeben haben, und verschärft schweizweit die Regeln. Drastisch. (...) Weniger konsequent ist die Regierung bedauerlicherweise bei den Hauptbetroffenen in den Alters- und Pflegeheimen. Sie verzichtet auf striktere Regeln wie obligatorische Tests für das Heimpersonal, um den verletzlichsten Teil der Bevölkerung zu schützen. (...) Bislang war Hoffen angesagt, nun ist Handeln gefragt. Die Impfstoffhersteller haben rekordmässig geliefert, die Kantone müssen nun die Energie voll darauf verwenden, den Stoff so schnell wie möglich ans Volk abzugeben. Je zügiger wir impfen, desto weniger dramatisch wird die Welle der mutierten Variante. Und umso schneller gibts vielleicht einen Weg zurück zur Normalität.» (sda/cbe)



Reaktionen von Swiss Retail, Handel Schweiz, Economiesuisse, Gastrosuisse und dem Schweizer Tourismusverband finden Sie hier.



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