29.01.2019

Tamedia

Vierzehn Kündigungen bei «Annabelle»

Die Zeitschrift legt die Online- und Printredaktion zusammen und bezieht vermehrt externe Leistungen. Chefredaktorin Silvia Binggeli tritt im Sommer ab.
Tamedia: Vierzehn Kündigungen bei «Annabelle»
Künftig wird die Printausgabe der «Annabelle» sowie das Onlineportal von einer gemeinsamen Redaktion bespielt. (Keystone/Gaetan Bally)

Die Zeitschrift «Annabelle» passt bis im Sommer 2019 ihr Redaktionsmodell an. Künftig wird die Zeitschrift sowie das Onlineportal von einer gemeinsamen Redaktion bespielt, wie es in einer Mitteilung vom Dienstag heisst.

Die gemäss Tamedia wirtschaftlich notwendige Anpassung des Redaktionsmodells hat 14 Kündigungen zur Folge. Die Entlassungen werden voraussichtlich gleichmässig auf alle Abteilungen verteilt, wie Eliane Loum, Medienverantwortliche von Tamedia, auf Anfrage von persoenlich.com sagt. Zurzeit arbeiten 39 Mitarbeitende für die Frauenzeitschrift. «Tamedia wird die betroffenen Mitarbeitenden bei der beruflichen Neuorientierung unterstützen. Zudem wird ein Sozialplan zur Anwendung kommen», stellt das Medienhaus in Aussicht.

Massiver Rückgang im Werbemarkt

Seit 2013 verzeichnet der Bruttowerbedruck laut Media Focus im Segment der Frauen- und Peoplezeitschriften einen Rückgang um mehr als 50 Prozent, davon 21 Prozent allein 2018. Überdies sind auch die Einnahmen aus dem Lesermarkt rückläufig. Um das Fortbestehen des Titels zu sichern, hat «Annabelle» in den vergangenen Jahren verschiedene Massnahmen umgesetzt. Beispielsweise wechselte die Zeitschrift 2016 von einer zwei- auf eine dreiwöchentliche Erscheinungweise (persoenlich.com berichtete).

«Annabelle» wird künftig vermehrt Leistungen von externen Lieferanten und freischaffenden Journalisten beziehen und den Fokus stärker auf Partnerschaften mit anderen Titeln legen. Beispielsweise gebe es im Onlinebereich derzeit bereits einen Test mit Refinery 29, erklärt Loum gegenüber persoenlich.com. Unverändert bleibt der Mitteilung zufolge der «einzigartige Mix aus tiefgründigen Reportagen, Hintergrund und Lifestylethemen.»

Silvia Binggeli gibt Chefredaktion ab

Chefredaktorin Silvia Binggeli hat sich entschieden, ihre aktuelle Funktion nach erfolgreicher Umstellung des neuen Redaktionsmodells auf Sommer 2019 abzugeben. «Ich bin froh, dass der Titel in diesem wirtschaftlich anspruchsvollen Umfeld weitergeführt wird», lässt sich Binggeli in der Mitteilung zitieren. «Auch wenn die Konsequenzen nun massiv sind und mich persönlich betroffen machen: Die Einführung des neuen Redaktionsmodells ist in diesem extrem schwierigen Umfeld der beste Weg, um den Titel zu erhalten», erklärt Binggeli im Interview mit persoenlich.com. Gleichzeitig sei es für sie nach 20 Jahren der richtige Zeitpunkt, sich weiterzuentwickeln und Neues anzupacken.

Binggeli trat 1999 nach dem Abschluss der Ringier Journalistenschule ins Reportage-Ressort der «Annabelle» ein. 2005 wechselte die diplomierte Übersetzerin ins Lifestyle-Ressort, dessen Leitung sie 2011 übernahm. 2013 wurde sie zur Chefredaktorin. Über ihre Nachfolge werde zum gegebenen Zeitpunkt informiert, so Loum. Die Verantwortlichen hätten nun Zeit, Gespräche mit möglichen internen und externen Kandidatinnen und Kandidaten zu führen. (pd/as)


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KOMMENTARE

Fabian Hugo
05.02.2019 10:40 Uhr
Nichts zu sagen bedeutet still zu-zustimmen, daher: In kritischen Zeiten, wie aktuell, ist ein wacher und emanzipierter Zeitgeist mit gehaltvollen Artikeln gefragt! Beim Qualitätsjournalismus wie der ANNABELLE dermassen sparen zu wollen erscheint nun als ein Mangel an gesellschaftlicher Verantwortung! Es ist schlicht fahrlässig und führt (in der Tendenz) in Richtung "Bunga-Bunga-Medien". Bitte gebt dem gesellschaftlichen Klima, von dem wir alle ein Teil sind, eine Chance indem ihr Magazine & Journale pusht - anstatt sie (nach und nach) zu untergraben / zu säubern.
Dori Tarelli
29.01.2019 15:49 Uhr
Zum einen schliesse ich mich voll und ganz – wenn auch als Leserin – dem Feedback von Frau Hess an Herrn Gurber an: Zumindest für mich sind primär die Reportagen in «Annabelle» der Grund, das Magazin immer mal wieder zu abonnieren. Und, zum andern, ist mir im letzten Jahr nicht mal riesig aufgefallen, dass es weniger grosse Inserate gab!? Vielleicht wird ja nicht nur die Wirtschaftlichkeit von «Annabelle» allein angeschaut, sondern im Kontext mit anderen Tamedia-Titeln. Jedenfalls: Schade, was da passiert. Für die Mitarbeitenden und für die Leserschaft!
Stephanie Hess
29.01.2019 13:42 Uhr
Lieber Herr Gruber, mit Verlaub, sie haben eine Ahnung von den Inhalten der annabelle und deren 80-jähriger Tradition. Nur ein Beispiel: annabelle hat damals die Schusswaffen-Initiative lanciert. Zahlreiche Journalisten dieses Magazins erhielten Auszeichnungen, 2017 beispielsweise ging der Zürcher Journalistenpreis an annabelle-Reportage-Redaktorin Claudia Senn. Sie haben was verpasst, Herr Gruber! Herzlich, eine (Noch-)Mitarbeiterin
Mira Zbinden
29.01.2019 13:40 Uhr
Warum überlässt Herr Supino das Steuer eigentlich nicht dem Alleskönner und -wisser @Victor Brunner? Der würde bestimmt alles anders und selbstverständlich viel besser machen. Einfach nicht mit seinem Geld.
Christoph Gurber
29.01.2019 13:17 Uhr
Das war immer und ist doch nur ein «Frauenheftli», von wegen Journalismus. Trotzdem sorry an alle Betroffenen,
René Schlatter
29.01.2019 11:47 Uhr
Unglaublich , was mit dieser einst so "tollen" Annabelle passiert ist. war für mich immer die " Number one" in der Schweiz der Frauenmagazine............aber vielleicht ist es nicht nur mir aufgefallen, keine grosse Kosmetik oder Parfummarke inseriert mehr in diesem Titel..............hat seine Gründe....
Victor Brunner
29.01.2019 11:36 Uhr
Erstaunt das? Unter Supino werden alle Titel der TAmedia an die Wand gefahren! Auch die Zürichsee-Zeitung die bis anhin im 1. Bund vorwiegend über die Region Pfannenstiel berichtet hat. Neu seit 28 Januar wird im 1. Bund über die Region Pfannenstiel und Zimmerberg berichtet. Aus einer regionalen Zeitung wird eine überregionale Zeitung. Der 2. Bund ist seit langem ein Abklatsch des Tages-Anzeiger! Der beste eg um Abonnenten zu vergraulen, natürlich mit den entsprechenden Kündigungen. Publizistische Verantwortung sieht anders aus!
Rudolf Penzinger
29.01.2019 11:26 Uhr
"Annabelle» wird künftig vermehrt Leistungen von freischaffenden Journalisten beziehen." Ein altes Rezept: "Freischaffende" sind die Ausgebeuteten in der Branche.
Anita Krebs
29.01.2019 10:56 Uhr
Sehr, sehr schade - aber nachvollziehbar. Lieber eine annabelle in abgespeckter Form, als keine mehr. Die Zeitschrift hat sich während der letzten Jahre wirklich zum Leckerbissen entwickelt, auf den (nicht nur) frau sich regelmässig gefreut hat. Die sehr «schlanke» letzte Ausgabe hatte bei uns Daheim allerdings bereits Anlass zu Spekulationen gegeben ...
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