03.03.2021

CH Media

«Wir möchten die Diversität aufzeigen»

Mit dem «CEO Talk» bauen die Regionalfernsehsender von CH Media die Wirtschaftsberichterstattung aus. Ist das ein direkter Angriff Richtung Schweizer Fernsehen? Und macht man mit Wirtschaft überhaupt Quote? Pascal Scherrer, Leiter TV Regional, mit Antworten.
CH Media: «Wir möchten die Diversität aufzeigen»
«Unsere Talksendung soll dem Zuschauenden neue Perspektiven bieten und die gesellschaftliche Debatte anregen», sagt Pascal Scherrer, Leiter TV Regional bei CH Media. (Bild: CH Media)

Herr Scherrer, die regionalen CH-Media-TV-Sender lancieren den «CEO Talk» (persoenlich.com berichtete). Gehen Ihnen die Ideen aus?
Im Gegenteil, wir lancieren dieses Jahr zahlreiche neue Unterhaltungs- und Informationsformate. Bereits im ersten Quartal starten wir mit zwei neuen Sendungen – und eine davon ist der «CEO Talk» …

… und die andere «Eusi Liebesgschicht», eine vorerst fünfteilige Serie. Aber warum braucht es nebst «TalkTäglich» und dem «SonnTalk» nun noch ein weiteres Talkformat? Weil es günstig in der Produktion ist?
Bei Gesprächen werden Emotionen geweckt. Sie sind packend, fesselnd und erfreuen sich bei unseren Zuschauenden zudem seit jeher grosser Beliebtheit. Der Kostenfaktor ist hier untergeordnet.

SRF baut die Wirtschaftssendung «Eco» diesen Sommer ebenfalls zu einem wöchentlichen Talk um. Ist Ihr «CEO Talk» eine direkte Reaktion darauf?
Trotz Corona setzen wir weiterhin auf kontinuierliches Wachstum, verbunden mit stetig verbessertem Programm. Dazu zählt auch der nachhaltige Ausbau von Regio-TV-Formaten. Der Entscheid, unsere Wirtschaftsberichterstattung auszubauen, kommt primär von unserer strategischen Ausrichtung. Der Wirtschaftssendungsabbau von SRF spielte uns aber sicherlich auch in die Karten.

Nachdem CNN Money Switzerland den Betrieb einstellen musste, sagte der damalige COO Andreas Schaffner in einem persoenlich.com-Interview: «Wenn nicht gerade eine Bank oder eine Fluglinie zusammenbricht, ist Wirtschaft kein Quotenbringer.» Setzen Sie nicht auf das falsche Pferd?
Aktuell besitzen oder interessieren sich so viele Menschen wie seit Langem nicht mehr für Aktien und damit auch für die Firmen dahinter. Ob wir aber auf das falsche Pferd gesetzt haben, sehen wir erst, wenn die Sendung gestartet ist. Wir glauben aber alle an den Erfolg des «CEO Talks».

«Martin Spieler ist die ideale Besetzung für die Moderation»

Das neue Wirtschaftsmagazin «CEO Talk» soll von Martin Spieler moderiert werden. Warum ist er der Richtige?
Martin Spieler bringt langjährige publizistische Erfahrung und viel ökonomisches Know-how mit. Unsere Zuschauenden kennen und schätzen ihn zudem bereits von anderen CH-Media-Wirtschaftsformaten wie «Börsentrend» auf TeleZüri oder «Geld» auf Tele M1, Tele 1 und TVO.

Haben Sie Wirtschaftsjournalistin Patrizia Laeri – oder eine andere Frau – auch in Erwägung gezogen?
Mit seinem breiten Erfahrungsschatz und wirtschaftlichen Wissen war für uns schnell klar, dass Martin Spieler die ideale Besetzung für die Moderation des «CEO Talks» ist.

Der «CEO Talk» wird keine andere Sendung ersetzen. Er wird wöchentlich – zum Beispiel bei TeleZüri – in der Zweistundenschlaufe abwechselnd mit «TalkTäglich» ausgestrahlt. Warum haben Sie sich für dieses Konzept entschieden?
«TalkTäglich» bildet, zusammen mit den «ZüriNews», das Rückgrat von TeleZüri und ist höchst erfolgreich. Auch die anderen Sender haben sehr erfolgreiche regionale Formate, die wir nicht einfach streichen wollen.

Es wäre aber günstiger gewesen, wenn Sie eine Folge «TalkTäglich» gestrichen hätten …
Wir wollen unser Programmangebot nicht abbauen, sondern ausbauen. Für uns gibt es also keinen Grund, «TalkTäglich» zu streichen.

Macht die Zweistundenschlaufe Sinn?
Eine Zweistundenschlaufe ist sinnvoll, da die zeitversetzte Nutzung stark zunimmt und dies uns die Chance gibt, unseren Zuschauerinnen und Zuschauern eine grössere Programmauswahl anzubieten.

«Unsere Unternehmenslandschaft ist so vielfältig wie die Schweiz selbst»

Nun zum Inhalt: Welche CEOs wollen Sie einladen?
Unsere Unternehmenslandschaft ist so vielfältig wie die Schweiz selbst. Wir möchten diese Diversität aufzeigen und deshalb möglichst unterschiedliche Führungspersönlichkeiten einladen. Den Auftakt macht der VR-Präsident des Pharmakonzerns Roche und frühere Lufthansa-Chef Christoph Franz.

Um was soll es in der Sendung gehen? Tagesaktualität wird wohl nicht immer im Zentrum stehen …
Der «CEO Talk» ist ein konfrontatives und persönliches Gespräch mit Schweizer Führungspersönlichkeiten. Ziel ist es, Wirtschaftsthemen für unsere Zuschauerinnen und Zuschauer aufzubereiten, hinter die Fassaden der CEOs zu blicken und aufzuzeigen, was sie über schwierige Herausforderungen für unser Land denken. Alles kritisch hinterfragt.

22 Minuten monothematisch mit einem CEO über seine Firma sprechen: Grenzt das nicht an Schleichwerbung?
Im Fokus stehen auch weitere Themen und nicht nur das Unternehmen, welches der jeweilige Gast führt. Unsere Talksendung soll dem Zuschauenden neue Perspektiven bieten und die gesellschaftliche Debatte anregen.

CH Media setzt nur auf Sendungen, die sich finanzieren lassen. So wurde «Boser & Böser» Ende 2018 eingestellt, weil nicht genügend Sponsoren gefunden wurden. Stehen beim «CEO Talk» die Sponsoren Schlange?
Die aktuelle Lage auf dem Werbemarkt ist nach wie vor herausfordernd. Wir konnten für dieses Format jedoch tolle Partner finden, die genauso vom Erfolg überzeugt sind wie wir.

Und wer die Sendung sponsert, hat einen Auftritt in der Sendung sicher …
Die Auswahl der Gäste wird durch unsere unabhängige Redaktion bestimmt und nicht durch unsere Sponsoren. Wir können bereits jetzt für die nächsten Monate eine beachtliche Gästeliste vorweisen.


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KOMMENTARE

Christoph Bopp
03.03.2021 22:39 Uhr
Ich glaube nicht, dass der Moderator das Risiko mit der Doppelspitze eingeht ...
Erich Heini
03.03.2021 11:40 Uhr
Ich nehme an und hoffe jedenfalls, dass als Gesprächspartner nicht ausschliesslich CEO's in Frage kommen. Die sind nämlich häufig eher langweilig und auch allzu zurückhaltend in ihren Aussagen. Weil sie ständig von ihren hauseigenen Juristen gebremst werden. Die Deutschschweiz verfügt über eine Vielzahl von unabhängigen Publizisten, die sehr viel Weiterführendes zur Unternehmenslandschaft und zu deren Stellenwert für den Standort Schweiz zu sagen haben. Politische Fragestellungen sollten auch in Frage kommen. Ich denke als Gesprächspartner etwa an Beat Kappeler, Tobis Straumann, Kurt Schiltknecht, Paul Widmer, Christoph Schaltegger und Gerhard Schwarz. Auch eingefleischte Marxisten wie etwa die SP-Doppelspitze sollten mal durch einen Kenner wie Martin Spieler hinterfragt werden. Das könnte den mageren Wissenstand zu wirtschaftspolitischen Fragen ebenfalls etwas anheben.
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