08.03.2006

BIVER JEAN-CLAUDE, Direktor Montres Hubolt/März 2006

Luxus ist Spielzeug für Erwachsene: Die frühere Leidenschaft für Dampfmaschinen hat sich bei ihm auf Uhrwerke übertragen. Jean-Claude Biver ist selbst eine Dampfmaschine. Wenn er spricht, hallt es von den Wänden wider. Mit seiner Energie hat er die stillgelegte Blancpain wiederaufgebaut und versucht das Husarenstück jetzt mit Hublot, indem er traditionelle Materialien wie Gold und Platin kombiniert mit Kevlarund Magnesium.

Wie sind Sie eigentlich auf die Uhrenindustrie gekommen?

“Durch Jogging, auch wenn ich heute nicht mehr so aussehe. Ich bin viel Marathon gelaufen im Vallée de Joux. Zusammen mit einem Freund. Eines Tages, bei einem Fondue, habe ich auf seine Uhr geschaut, genau wie ich jetzt auf Ihre Uhr schaue. Die Uhr hatte kein Zifferblatt. Es war eine skelettierte Uhr, durchsichtig. Man konnte die kleinen Schrauben und die Rubine sehen. Es war super. Der Freund heisst Jacques Piguet, und er war Hersteller der edelsten Werke der Welt. Zum 60. Geburtstag seines Vaters lud er mich ein, damit ich dort den CEO von Audemars Piguet kennen lernen könne. Das war an einem Samstag, am Montag hatte ich schon einen Termin, und um drei Uhr fünfzehn war ich bei Audemars Piguet angestellt. Dann hat man mir ein Jahr lang nur den halben Lohn gezahlt, weil ich in dieser Zeit lernen sollte. So habe ich allmählich die Atmosphäre, die Philosophie, die Mentalität, die Probleme der Uhrmacher zu verstehen begonnen. Die Leidenschaft für die Uhrmacherkunst entwickelt sich in mir über die Augen.”

Was macht denn diese Faszination aus?

“Als ich ein kleiner Bub war, hatte ich eine Dampfmaschine, die man mit Meta-Tabletten aufheizen konnte. Wenn das Wasser 100 Grad heiss war, kam Dampf, und das Rad begann sich zu drehen. Diese Kindheitserinnerung habe ich in der Uhr wiedergefunden. Eigentlich kaufen auch wir Erwachsenen immer wieder nur Kinderspielzeuge.”

Von Sigmund Freud stammt die Überlegung, dass Geld darum nicht glücklich macht, weil es nie ein Kindertraum war

“Super. Aber man kann mit Geld Kinderträume kaufen. Bei Audemars Piguet habe ich fünf Jahre gearbeitet und viel gelernt. Audemars Piguet ist eine edle Firma. Ich wollte weg, wenn man mir keinen besseren Job offerierte. Den aber wollte man mir erst in 14 bis 17 Jahren anbieten. Also ging ich zu Omega in Biel. Auch da habe ich viel gelernt, den ganzen industriellen Teil der Branche. Nach zwei Jahren wusste ich, dass das nicht das Richtige für mich war. Die Leidenschaft für die Dampfmaschine konnte ich in einer Quarzuhr nicht wiederfinden. Ich wollte zurück zur Nostalgie von Audemars Piguet. Dann habe ich zusammen mit Jacques Piguet Blancpain gekauft.”



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