1996 ging das Bundeshaus-Radio auf Sendung, Ende 2022 ist Schluss. Der Dienst, der für rund ein Dutzend Privatradios Beiträge produziert, wird eingestellt. Dies geschehe aus «finanziellen Gründen», wie es bei der Betreiberin Radio Zürisee gegenüber der Medienwoche heisst.
In den besten Zeiten hätten rund 20 Radiostationen Beiträge aus Bern bezogen, heisst es im Bericht weiter. CH Media unterhält mittlerweile eine eigene Bundeshausredaktion und bietet die redaktionellen Dienstleistungen auch Dritten an – so zum Beispiel seit Kurzem Radio Südostschweiz. Laut Medienwoche erwägen künftig weitere Noch-Kunden vom Bundeshaus-Radio eine Kooperation mit CH Media.
Mit Blick auf das eigene Budget seien in der Vergangenheit immer mehr Radios abgesprungen und hätten stattdessen auf die Regionalberichterstattung gesetzt. Einen bedenklichen Grund nennt Silvia Graber, Redaktionsleiterin von Radio Rottu Oberwallis, gegenüber der Medienwoche: Beiträge aus dem Bundeshaus würden vom Bundesamt für Kommunikation (Bakom) nicht angerechnet. «Im Hinblick auf die quantitative Mindestvorgabe hat das Bakom festgelegt, was als Information, was als regionale Information und was als relevante Information gilt», sagte eine Bakom-Sprecherin vor einem Jahr gegenüber persoenlich.com.
Team wechselt zu SRF
Die Stimmen des Bundeshaus-Radios gehören zu Cossette Espinoza und Dominik Meienberg. Espinoza stiess Anfang 2019 dazu und war in einem 70-Prozent-Pensum tätig. Per November wechselt sie als Produzentin und Moderatorin ins Team von «Info 3» von Radio SRF, wie sie am Freitag auf Anfrage von persoenlich.com sagte. Meienberg, der seit Herbst 2019 in einem 60-Prozent-Pensum beim Bundeshaus-Radio tätig ist, wechselt per 1. November zum Regionaljournal Bern, Freiburg, Wallis von Radio SRF. Übrig bleibt eine ehemalige Praktikantin, die seit Oktober fest angestellt ist. Sie wird mit Unterstützung von Radio Zürisee noch die Bundesratswahlen vom 7. Dezember abdecken.
Pionier für Nachrichten und O-Töne aus dem Bundeshaus ist Bruno Hofer. Er betrieb ab Anfang der 1980er-Jahre den Radiodienst Bundeshaus, bis er 1995 zum persönlichen Mitarbeiter von Bundesrat Kaspar Villiger ernannt wurde. Hofer verkaufte laut eigenen Angaben seinen Radiodienst an Vanda Dürring, sie wiederum kurz später an Thomas Abegglen.
Das Bundeshaus-Radio wurde 1996 als neues Angebot von den beiden Radiojournalisten Christian Weber und Adrian Grob gegründet. 2002 haben sie den Betrieb dem Berner Radiojournalisten Andreas Käsermann verkauft, der Bundeshaus-Radio als Einzelfirma führte und den Dienst ausbaute. 2008 kam es erneut zu einem Besitzerwechsel. Käsermann verkaufte das Unternehmen an die Radio Zürisee AG, die das Bundeshaus-Radio als eigenständige Marke weiterführte.
Wie persoenlich.com Ende September exklusiv vermeldete, steht Radio Zürisee zum Verkauf.