05.01.2022

Dreikönigstagung 2022

Pietro Supino hält Plädoyer zum Medienpaket

Der Verlegerpräsident hat in seiner Neujahrsansprache erklärt, weshalb der Ausbau der indirekten Presseförderung notwendig ist. Im Wettbewerb der Medien mit den Tech-Plattformen wurde Pietro Supino besonders deutlich. Zudem versprach er mehr Diversität im Präsidium.
Dreikönigstagung 2022: Pietro Supino hält Plädoyer zum Medienpaket
«Ohne Leistungsschutzrecht wird es in der Schweiz langfristig keine unabhängigen privaten Medien mehr geben können», sagt Pietro Supino, Präsident des Verlegerverbands Schweizer Medien (VSM). (Bild: Screenshot Livestream Dreikönigstagung)
von Tim Frei

Knapp sechs Wochen vor dem Abstimmungstermin vom 13. Februar betonte Pietro Supino die Bedeutung einer Annahme der Medienförderung für die Verleger. «Gesamthaft betrachtet handelt es sich um einen guten Kompromiss, der wichtig ist, weil das Medienpaket für unsere Branche von existenzieller Bedeutung ist», sagte der Präsident des Verlegerverbands an der diesjährigen Dreikönigstagung. Das Stelldichein der Schweizer Medien- und Kommunikationsbranche fand wegen der Coronakrise wie vor einem Jahr virtuell und in verkürzter Form aus dem TeleZüri-Studio im Zürcher Steinfels-Areal statt.

Der Präsident der TX Group wies darauf hin, dass das Schwergewicht der Vorlage auf «dem Ausbau der bewährten indirekten Presseförderung» liege: «Dieser ist notwendig, weil die Auflagen der gedruckten Zeitungen kleiner werden und dadurch die Kosten der Hauszustellung pro Exemplar steigen». Was wiederum das Geschäftsmodell der Print-Zeitungen gefährden würde. 

Unabhängigkeit vom Staat sei «sichergestellt»

Die Bedeutung digitaler Medien würde zwar zunehmen, doch Supino ist überzeugt: «Gedruckte Zeitungen bleiben auf absehbare Zeit sehr wichtig für demokratische Meinungsbildung in der föderalistischen Schweiz.» Deshalb wäre es gemäss dem Verlegerpräsidenten ein «grosser Verlust», wenn die Versorgung der Bevölkerung mit Print-Zeitungen nicht mehr möglich wäre.

Das Medienpaket sieht nebst der indirekten Presseförderung auch eine direkte Förderung digitaler Medien vor (persoenlich.com berichtete). «Ich darf sagen, dass wir das Konzept eingebracht haben, bei der Onlineförderung an den Erträgen aus dem Lesermarkt anzuknüpfen», so Supino. Die Grundüberlegung dahinter: «Damit entscheidet das Publikum, wer gefördert wird und damit ist die redaktionelle Unabhängigkeit vom Staat sichergestellt.» Jene Unabhängigkeit sieht das Referendumskomitee «Staatsmedien Nein» wie auch die NZZ-Redaktion durch die Direktzahlungen an Onlinemedien jedoch gefährdet. 

Leistungsschutzrecht sei zentral für Zukunft

Trotz dieses Plädoyers für die Medienförderung betonte Supino, dass das Paket eine «notwendige, aber nicht hinreichende Rahmenbedingung für eine gute Zukunft der Medienbranche» sei: Es wirke unmittelbar und sei auf sieben Jahre begrenzt. «Mittel- und langfristig ist genauso wichtig, dass in der Schweiz ein Leistungsschutzrecht eingeführt wird, wie es unsere Nachbarländer bereits kennen.»

Die Idee dahinter: Die journalistischen Medien sollen dafür entschädigt werden, dass deren Inhalte von Plattformen übernommen werden. Supino nahm kein Blatt vor den Mund: «Ohne Leistungsschutzrecht wird es in der Schweiz langfristig keine unabhängigen privaten Medien mehr geben können.» Auf die Frage von Moderator Hugo Bigi, ob das Leistungsschutzrecht gar wichtiger als das Medienpaket sei, betone Supino: «Nein, beides ist wichtig.»

«Eine junge Präsidentin wäre eine schöne Aussicht»

Supino blickt jedoch auch mit Zuversicht in die Zukunft. So lobte er, wie sich die VSM-Mitglieder dem Medienwandel stellen würden: «Die allermeisten haben ihr Schicksal in die eigenen Hände genommen und überzeugen durch vielfältige Strategien auf der ganzen Bandbreite von der Pflege bewährter Qualitäten bis zu kreativen Innovationen.» Der Verlegerpräsident möchte sich die Mitglieder zum Vorbild nehmen: «In diesem Sinne ist mein Vorsatz für das Jahr 2022, unser Präsidium zu verjüngen und die Diversität zu erhöhen.»

Auf Nachfrage von Bigi sagte Supino: «Wir müssen uns im Zuge des Medienwandels und der neuen Umwelt verändern.» Geografisch und bezüglich vertretener Unternehmen stehe es zwar gut in Sachen Diversität im Präsidium des Verlegerverbands. «Aber unter dem Gesichtspunkt der Geschlechter sind wir noch relativ einseitig aufgestellt – da liegt Potenzial, das uns helfen wird, die richtigen Strategien für Zukunft zu entwickeln.» Ob es bald eine junge Präsidentin gebe? Auf diese Schlussfrage von Bigi meinte Supino mit einem Augenzwinkern: «Das wäre eine schöne Aussicht.»


Die persoenlich.com-Redaktion verfolgt die Tagung und wird im Laufe des Tages weiter berichten.

 

 



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Kommentare

  • Rudolf Penzinger, 05.01.2022 11:03 Uhr
    Ausgerechnet Supino als Fürsprecher für die Förderung darbender Medien wirkt wie ein Bock als Gärtner.
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