«Ringier fährt Blick TV stark zurück», titelten die CH-Media-Zeitungen am Freitag. Und online heisst es: «Die Erwartungen waren hoch – aber das Interesse klein: Blick TV als Fernsehsender ist gescheitert.» Vom grossen Plan sei wenig übrig geblieben. Ringier habe «massive Einschnitte» an Blick TV vorgenommen. Autor Francesco Benini schreibt in seinem Artikel, dass es am Anfang 17 Newssendungen pro Tag gewesen wären – «nun sind es noch drei». Aufmerksamen Leserinnen und Lesern von persoenlich.com war dies bereits seit Oktober 2021 bekannt. «Es ist ein Wechsel von einer Live-First- zu einer konsequenten Breaking-News-Strategie mit massivem Video-on-Demand-Rückgrat», erklärte damals Sandro Inguscio, Chefredaktor von Blick.ch und Blick TV, in einem persoenlich.com-Interview.
Der CH-Media-Artikel über Blick TV sorgt an der Zürcher Dufourstrasse für wenig Freude. «Der Artikel ist in weiten Teilen tendenziös und in einigen Punkten sogar schlichtweg falsch», so Ladina Heimgartner, CEO der Blick-Gruppe, auf Anfrage von persoenlich.com. «Unsere Zahlen sind so hoch wie nie, das gilt für die Views bei Breaking News im Livestream und erst recht bei Videos on Demand (VoD).»
Auch die Werbeeinnahmen seien nicht – wie im Artikel von CH Media behauptet – rückläufig, sondern seit Monaten stark steigend. «Deswegen investieren wir weiter in unser Angebot und haben zuletzt für die kommende Saison Eishockeyrechte erworben, die es uns erlauben, während vier Jahren wöchentlich einen Match der Eishockey National League live und exklusiv auf Blick TV zu zeigen. Würden wir dies tun, wären die Zahlen schlecht?», fragt Heimgartner. Und liefert die Antwort gleich selbst: «Sicher nicht.»
Sie zitiert Zahlen aus dem letzten Jahr, die Sandro Inguscio im persoenlich.com-Interview auch schon nannte: 2021 hätten im Schnitt täglich 550'000 unique Userinnen und User den Livestream von Blick TV gesehen. «Diese Zahl steigt 2022 weiter kontinuierlich an», so Heimgartner.
Steile Lernkurve
Weiter heisst es im Artikel, der unter anderem in der Aargauer Zeitung erschien: «Blick TV wollte ein lineares Fernsehen sein und produziert nun vor allem Abrufvideos.» Auch das sei falsch, so Heimgartner. «Blick TV wollte nie ein linearer Fernsehsender sein, sondern war von Beginn an als Digitalangebot mit Fokus auf mobile Nutzung gedacht und wurde auch so beworben. Wir sind vor zwei Jahren in die Lernkurve eingestiegen, lernen täglich aus Erfahrungen und passen unser Angebot laufend den Bedürfnissen der Userinnen und User an. Mit grossem Erfolg.» Dieser Lernprozess sei für Blick TV – und für jede Medienmarke – existenziell. Wer diese Lernkurve als Zeichen für «Scheitern» werte, habe die Grundregeln der digitalen Transformation nicht verstanden, so Heimgartner weiter. «Eine steile Lernkurve ist für uns ein Zeichen von Stärke. Wir sind stolz darauf.»
Aus welchen Beweggründen der CH-Media-Artikel entstand, weiss Heimgartner nicht. «Aber vermutlich bemerken auch die Mitbewerber, welch hervorragende Arbeit das Team von Blick und spezifisch auch Blick TV leistet.» Die Berichterstattung über den Ukrainekrieg sei nur ein Beispiel von vielen. Auf die Frage, was sie von dieser Kritikform an Blick TV halte, antwortete Heimgartner: «Wenn ein substanzieller Teil von dem, was geschrieben wird, nachweisbar inkorrekt ist, dann nicht viel.»
Immerhin, einen Punkt im Artikel bestätigt Heimgartner. Benini schrieb: «Reto Scherrer, ein Blick-TV-Moderator der ersten Stunde, erhält bald ein eigenes Format.» Soeben habe man mit «sichtbar» und «Hier fragt der Chef» zwei neue Formate lanciert. «Und ja: Ende April wird auch Reto Scherrer ein eigenes grosses Format erhalten.» Mehr will Heimgartner aber noch nicht verraten.
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11.04.2022 15:00 Uhr
10.04.2022 18:08 Uhr
10.04.2022 10:08 Uhr