27.04.2020

Journalismus kostet

Watson bittet die Leser um Geld

5, 10 oder 15 Franken kann zahlen, wer den Watson-Journalismus unterstützen will. Ist das die Abkehr vom werbefinanzierten Modell? CEO Michael Wanner erklärt die Bezahl-Offensive: Das Zahlen sei freiwillig. «No strings attached, beidseitig».
Journalismus kostet: Watson bittet die Leser um Geld
«Keine Pflicht, sondern freiwillig», sagt Michael Wanner: Er will Geld der Leserinnen und Leser als weitere Einnahmequelle neben den Werbeeinnahmen etablieren. (Bilder: Keystone-SDA/Christian Beutler; zVg.)
von Edith Hollenstein

Seit Freitag ist auf Watson ein Aufruf zu finden: «Falls du uns mit einem kleinen Beitrag unterstützen willst, dann tu das doch hier». Mit dem «kleinen Beitrag» ist Geld gemeint: 5, 10 oder 15 Franken kann spenden, wer Watson und seinen Journalismus unterstützen will. 

file_5

Was bezweckt Watson damit? Ist das die Abkehr des werbefinanzierten Modells? «Wir haben immer wieder Anfragen von Nutzern erhalten, die uns mit einem finanziellen Beitrag unterstützen wollen. Das haben wir jetzt mit den Bezahl-Buttons möglich gemacht», erklärt CEO Michael Wanner am Montag auf Anfrage von persoenlich.com. Dahinter stehe keine weitere Absicht. Auch später ein Freemium-Modell einzuführen, sei nicht geplant. 

Das Geld, das so zusammenkommen soll, wird Watson gleich verwenden wie die Werbeeinnahmen. «Wir investieren es in Watson und damit letztlich in Journalismus», sagt Wanner. Das Geld sei nicht zweckgebunden. Für den zahlenden Nutzer gelte: Es ist freiwillig. «No strings attached, beidseitig», so Wanner.

Geld vor allem aus Werbung

Noch sei es zu früh, Zahlen bekannt zu geben. Auch ein konkretes Ziel will Wanner nicht nennen. Steht die Aktion allenfalls in Zusammenhang mit der Login-Allianz, bei der Watson als prominenter Abwesender gilt? «Nein», winkt Wanner ab. Am Ende gebe es verschiedene Modelle im Markt, darunter Paywall, Werbefinanzierung oder Crowdfunding. Wanner erklärt: «Alle haben Ihre Berechtigung und für den Journalismus im Land ist es wünschenswert, dass alle funktionieren. Wir haben sich jetzt entschieden, neben der Werbefinanzierung, die unsere Haupteinnahmequelle bleiben wird, den Nutzern zu ermöglichen, auf freiwilliger Basis einen Beitrag zu leisten. Das ist alles.»

Traffic-Sprung wegen Corona

Auch mit der aktuellen Corona-Krise, die bei Schweizer Medienhäusern einen Ausfall der Werbeeinnahmen im zweistelligen Prozentbereich verursacht (persoenlich.com berichtete), steht die Aktion nicht in Verbindung. Das Projekt habe es schon vorher gegeben. Corona habe aber gezeigt, wie wichtig Journalismus sei. «Schauen Sie nur die Traffic-Sprünge an, die alle journalistischen Angebote erzielen konnten. Im Werbemarkt hat Corona jetzt zwar für Unsicherheit gesorgt, Online-Werbung wird aber nach wie vor nachgefragt», so Wanner.

Bei den kürzlich veröffentlichten Zahlen von Net-Metrix zählte Watson 3,6 Millionen Unique Clients und 27,3 Millionen Visits, dies aufgrund des grossen Informationsbedürfnisses der Bevölkerung wegen der Pandemie. Auch die anderen Schweizer Newsportale legten in historischem Ausmass zu (persoenlich.com berichtete). Noch nie in der Geschichte wurden bei den Schweizer Onlinemedien wie 20min.ch, blick.ch, nzz.ch, srf.ch, tagesanzeiger.ch oder eben watson.ch mehr Visits oder Unique Clients registriert.

 



Kommentar wird gesendet...

Kommentare

Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Zum Seitenanfang20240426