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Nicht auf Kosten von uns Medien

Stefan Wabel

Vergangene Woche hat der Bundesrat in einer Mitteilung angekündigt, die Kommunikation des Bundes über soziale Medien massiv auszubauen. Künftig will der Bundesrat Instagram, Twitter und weitere Kanäle systematisch einsetzen und darüber zu wichtigen Entscheiden und Tätigkeiten informieren. Hierfür werden in der Bundesverwaltung zehn neue Stellen geschaffen (persoenlich.com berichtete). 

Wir vom Verlegerverband Schweizer Medien VSM sind irritiert und besorgt über diese Absicht. Sie steht im Widerspruch zur Medienpolitik des Bundesrates und des Parlaments, die soeben durch ein neues Massnahmenpaket zugunsten der Medien verstärkt wurde. Der Ausbau der Kommunikation über soziale Medien führt zu einer Umgehung der klassischen Medien und beschleunigt die gesellschaftlich unerwünschten Disparitäten, welche der Newskonsum auf den sozialen Medien bewirkt. Zudem ist auch bei der Behördenkommunikation eine unabhängige Betrachtung und Einordnung, die alle relevanten Fakten und Positionen abbildet, für den demokratischen Meinungsbildungsprozess von essenzieller Bedeutung. Fehlt diese, gerät die Behördenkommunikation in die Nähe von Staatspropaganda. Wir vom VSM wehren uns gegen eine solche Entwicklung. 

In seiner Mitteilung zu den Plänen erkennt der Bundesrat die Wichtigkeit einer vielfältigen Medienlandschaft für die Meinungsbildung in der Bevölkerung. Daher dürfe das Engagement in den sozialen Medien nicht auf die Kosten der klassischen Medien- und Öffentlichkeitsarbeit gehen, so die Mitteilung. Wir erwarten, dass dieser Grundsatz bei der Umsetzung der geplanten Strategie unbedingt und vorrangig respektiert wird. Denn die klassischen Medien leisten einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der digitalen Desinformation. Gerne bringt sich der VSM konstruktiv in den angekündigten Prozess des Bundesrates ein und steht mit seiner Expertise beratend zur Seite. 



Stefan Wabel ist Geschäftsführer beim Verlegerverband Schweizer Medien.

Unsere Kolumnistinnen und Kolumnisten vertreten ihre eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion.

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Kommentare

  • Victor Brunner, 30.06.2021 17:37 Uhr
    Was Kommunikation über die "sozialen Medien" bringt hat Trump gezeigt. Schnell, nicht immer faktenkonform. Wabel hat recht, es ist mit einer Benachteiligung der "normalen" Medien zu rechnen, die Zeit brauchen um Mitteilungen des Bundes zu analysieren und publizieren. Aber immerhin 10 neue Arbeitsplätze, Kosten ca 1 Mio und die Informationsqualität wird nicht besser, eher schlechter! Corona lässt grüssen.
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