17.03.2022

CH Media

«Die neuen Studios bieten mehr Flexibilität»

Am Donnerstag hat der Privatsender TeleZüri zum ersten Mal aus den neuen Studios in Zürich Nord gesendet. Der neue Entertainment-Hub ermöglicht trimediales Arbeiten. Roger Elsener, Geschäftsführer CH Media Entertainment, über die Züglete an einen topmodernen Standort.
CH Media: «Die neuen Studios bieten mehr Flexibilität»
«Wir haben uns für einen Mix aus bewährten Technologien und neuster IP-basierter TV-Systematik entschieden», sagt Roger Elsener, Geschäftsführer CH Media Entertainment. (Bild: Keystone/Christian Beutler)

Herr Elsener, wie gross ist der Stein, der Ihnen nun vom Herzen fällt?
Meine Gefühlslage ist eine ganz andere: Ich freue mich einfach sehr, dass wir am Standort Zürich nun alle unter einem Dach zusammenarbeiten und wir uns trimedial entfalten können.

Über den geplanten Umzug von TeleZüri und Radio 24 nach Zürich Nord berichtete persoenlich.com bereits vor drei Jahren. Warum dauerte das Zügelprojekt länger als geplant?
Wir sprechen hier von einem Grossprojekt, das 2018 seinen Anfang nahm. Damals waren wir noch AZ Medien, und die 3+-Gruppe gehörte noch nicht zu uns. Wir durften das Projekt also laufend an noch breitere Anforderungen anpassen, was uns aber natürlich gefreut hat. Nach erfolgter Wahl für den neuen Standort «Leonardo» Anfang 2019 war unser Ziel, dass wir Mitte 2021 einziehen. Damals hatten wir, genauso wie der Rest der Welt, Corona noch nicht auf dem Schirm. Das Virus hat unser Entertainment-Grossprojekt folglich etwas verzögert. Die ersten Teams, konkret die Mitarbeitenden von TV National, konnten dennoch bereits im vergangenen Sommer einziehen. Für die restlichen Teams um Radio 24 und TeleZüri haben wir uns bewusst mehr Zeit gelassen, um unseren Mitarbeitenden im Bereich Technik etwas mehr Luft zu lassen bei den fortwährenden Ausfällen von Dienstleistern und eigenen Mitarbeitenden durch Corona.

«Wir konnten die neuen Anforderungen direkt ins Projekt mit einfliessen lassen»

Am Donnerstag sind die Mitarbeitenden von TeleZüri ins Haus «Leonardo» eingezogen (persoenlich.com berichtete). Haben überhaupt alle einen Sitzplatz? Es soll ziemlich eng sein, habe ich gehört.
Seien Sie versichert, in unseren Räumlichkeiten sind genügend Sitzgelegenheiten für alle aktuellen sowie künftigen Mitarbeitenden verfügbar. Durch mobile Arbeitsstationen und gestiegenes Homeoffice-Bedürfnis werden zudem einige Arbeitsplätze auch von mehreren Mitarbeitenden genutzt. Wir haben ja alle live miterlebt, wie sich die Arbeitswelt während Corona verändert hat. Wir konnten die neuen Anforderungen direkt ins Projekt mit einfliessen lassen.

Am Mittwochabend war die letzte TeleZüri-Sendung aus dem Steinfels-Areal in Zürich-West. Gab es danach eine offizielle Party?
Im Anschluss an die letzte Sendung veranstalteten die Steinfels-Mitarbeitenden zusammen mit Matthias Ackeret einen kleinen Apéro. Aufgrund der schweizweit wieder etwas angespannteren Coronasituation halten wir uns momentan aber mit grösseren Apéros und Partys zurück. Unseren Umzugsumtrunk mit allen Zürcher Mitarbeitenden holen wir deshalb zu einem späteren Zeitpunkt nach.

Wie nervös sind Sie vor den ersten Sendungen, die aus dem Zürcher Quartier Seebach ausgestrahlt werden?
Nervös bin ich bei meiner Arbeit eigentlich nie. Es ist vielmehr ein Gefühl der Vorfreude, dass wir unsere Sendungen unseren Zuschauerinnen und Zuschauern in einem ganz frischen Kleid präsentieren dürfen.

Schon vor drei Jahren sagten Sie in einem persoenlich.com-Interview, dass die Studios State of the Art sein werden. Auf Deutsch heisst das: Roboter ersetzen Kamerafrauen und -männer. Wie profitieren die Zuschauenden?
Die neuen, virtuellen Studios bieten uns viel mehr Flexibilität und neue Möglichkeiten in der Produktion. Grafisch werden wir zum Beispiel auf einem ganz neuen Level sein, das werden die Zuschauerinnen und Zuschauer natürlich merken. Wer gut hinhört, merkt das übrigens schon heute auch bei Radio 24, das in viel besserem Klang sendet als noch am alten Standort. Wir freuen uns wirklich über die topmoderne Infrastruktur im «Leonardo».

«Der Journalismus gewinnt»

Die Technik ermöglicht es auch, dass die regionalen Standorte in Bern, Aarau, St. Gallen und Luzern direkt von Zürich aus gesteuert werden können. Wie viele Stellen werden in den nächsten Jahren eingespart durch diese Zentralisierung?
Der Einzug in den neuen Entertainment-Hub «Leonardo» in Zürich Nord bringt zahlreiche Synergieeffekte in verschiedenen Bereichen – insbesondere in der Technik. Anstelle von bisher fünf verschiedenen eigenständigen TV-Technik-Setups an den Standorten St. Gallen, Luzern, Aarau, Bern und Zürich arbeiten wir im Bereich TV Regional neu mit einem zentralen Technik-Hub im «Leonardo», der alle Standorte über ein zentrales System verbindet. Diese neue Konfiguration im Bereich Technik ist eine grosse Chance und ein Zukunftsversprechen. Es resultieren daraus Synergien und organisatorische Anpassungen, was im Bereich Technik einen Stellenabbau zur Folge hat. Unsere redaktionellen Ressourcen für TV Regional, Radio und Today werden hingegen ausgebaut. Der Journalismus gewinnt.

Wie gross wird der Stellenabbau im Bereich Technik sein?
Im Bereich Technik sind wenige Vollzeitstellen an unseren fünf Standorten Aarau, Bern Luzern, St. Gallen und Zürich betroffen. Insgesamt haben wir in der digitalen Transformationsphase deutlich mehr geschaffen, als wir abgebaut haben.

Trotz neuer Konfiguration im Bereich Technik: Die Regie kann nicht zeitgleich alle regionalen TV-News um 18 Uhr live produzieren. Wie wird das gelöst?
Hier gibt es keine Änderung zum Status quo. Wir betreiben vier Regien im «Leonardo», wovon drei sogenannte Lokalregien sind, mit Regisseur im «Leonardo», sowie technischem Produzenten und redaktionellem Produzenten am Regionalstandort. Drei der Lokalsender werden mit diesen jeweils live um 18 Uhr on air gehen, und zwei werden wie bereits heute sogenannt «Near Live» vorproduziert.

Verspätungen und Pannen prägten den Umzug ins neue News- und Sportcenter von SRF. Die Technik bereitete massive Probleme. Was macht Sie sicher, dass es bei CH Media reibungslos läuft?
Wir haben uns für einen Mix aus bewährten Technologien und neuster IP-basierter TV-Systematik entschieden, also Bewährtes mit den Vorteilen bereits erprobter Produkte neuer Systeme kombiniert. Mit dieser Architektur haben wir von Beginn an eine sehr hohe Qualität, Sicherheit und Verfügbarkeit unserer Systeme und Produkte sichergestellt. Dadurch sind wir von einem reibungslosen Start überzeugt.

«Die Erfahrungen waren durchwegs positiv»

Die Mitarbeitenden von Radio 24 sind bereits im November 2021 umgezogen, und Anfang Februar ging das trimediale Newsportal ZüriToday live. Welche ersten Erfahrungen konnten Sie in diesen Wochen sammeln?
Die Erfahrungen waren durchwegs positiv. Die neu geschaffene räumliche Nähe und das konvergente Arbeiten beflügelten den redaktionellen Alltag von Radio 24 und ZüriToday.

Gab es auch Pannen?
Es gab bisher keine nennenswerten Pannen.

Die Arbeit ist noch längst nicht fertig. Der alte TeleZüri-Standort muss nun zurückgebaut werden. Welches Andenken sichern Sie sich und wo werden Sie es aufstellen?
Ich behalte die guten Erinnerungen, schaue aber generell lieber vorwärts als zurück.


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KOMMENTARE

Ruedi Müller
23.03.2022 10:51 Uhr
Schade, ich habe das alte Tele Züri-Studio mit den Backsteinen als Zuschauer sehr gemocht und geschätzt. Da steckte viel Geschichte dahinter. Die neue "grüne Hölle", sowie das enge Talk-Täglich Studio mit dem schlechten Keying bei den Bildschirmen im Hintergrund wirkt ziemlich schwach. Hätte als Zuschauer auf grössere Studios gehofft, wenn man schon den ganzen Umzug mehrerer Sender plant. Schade um das verschenkte Potenzial. P.S. Was passiert eigentlich mit den alten Räumlichkeiten von Tele Züri?
Pierre Rothschild
18.03.2022 12:22 Uhr
In aller Stille, aber mit viel harter und gekonnter Arbeit, ist Roger Elsener zu einem führenden Medien-Manager in der Schweiz geworden. Ich gratuliere ihm sehr herzlich.
Anita Krebs
18.03.2022 10:31 Uhr
Super. Dann wird also nicht mehr aus dem «Fegefeuer» berichtet ...
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