29.08.2019

Swiss Radio Day 2019

Wie sich die Radiobranche selber feiert

Gleich zwei Jubiläen sind an der jährlichen Zusammenkunft von privatem und öffentlich-rechtlichem Rundfunk gefeiert worden: Vor 20 Jahren startete der digitale Radiostandard DAB. Einen Geburtstagskuchen gab es in Zürich aber für die Macher des 20. Swiss Radio Day.
Swiss Radio Day 2019: Wie sich die Radiobranche selber feiert
Kuchen für das Team vom Swiss Radio Day mit Jürg Bachmann (2.v.l.) und Marc Savary (2.v.r.). (Bilder: Swiss Radio Day/David Biedert)
von Christian Beck

Eines muss man der Radiobranche lassen: Sie versteht es, sich selber zu feiern. Nach der Radio Night vom Mittwoch in Zürich-Wollishofen trafen sich 400 Radiomacher, Entscheidungsträger und Interessierte am Donnerstag im Zürcher Kaufleuten zum Swiss Radio Day – der fand heuer zum 20. Mal statt. «Und das wollen wir feiern: Klein aber fein, wie es sich in der Schweiz gehört», sagte Moderatorin Maria Victoria Haas kurz vor der Mittagspause.

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Just in diesem Moment war Stevie Wonders Version von «Happy birthday» zu hören – ein Song, der von praktisch allen Radiostationen immer wieder gerne gespielt wird. Auf die Bühne gebeten wurde das ganze Swiss-Radio-Day-Team. Martin Muerner, einer der Mitgründer des Branchenanlasses, schwärmte über sein «Baby»: «Die Pubertät ist überstanden. Der Radio Day ist so erfolgreich wie noch nie.»

Für Marc Savary von der SRG war es der letzte Swiss Radio Day als Co-Geschäftsführer. «Wir haben einige Jahre sehr gut zusammengearbeitet», würdigte ihn Jürg Bachmann, ebenfalls Co-Geschäftsführer und Präsident des Verbandes Schweizer Privatradios. Die Diplomatie sei eine grosse Stärke von Savary. «Immer wenn es kriselte zwischen Privatradios und der SRG, haben wir Marc angerufen», so Bachmann. Sämtliche Bundesräte, die je am Swiss Radio Day aufgetreten seien, hätten als Geschenk einen DAB-Radio bekommen – auch Savary kriegte einen solchen.

Er könne sich gut an die ersten Jahre mit Mitgründer Martin Muerner erinnern, so Savary. «Es ist schön, ihn hier wieder zu sehen. Und es war auch interessant, was er im persoenlich.com-Interview gesagt hat.» Auch wenn Savary nun den Swiss Radio Day verlasse: «Ich werde weiterhin Radio hören, wenn auch auf einem neuen Gerät.»

Noch ein runder Geburtstag

Zwischen dem Swiss Radio Day und dem Digitalradiostandard DAB gebe es durchaus Parallelen, sagte Bernard Maissen, Bakom-Vizedirektor und Abteilungsleiter Medien, in seiner Rede am Morgen. Vor 20 Jahren starteten nämlich die Radiosender auch mit den ersten Programmen über DAB. «Die beiden Jubilare – Swiss Radio Day und DAB – haben sich in den letzten 20 Jahren stetig entwickelt.» So wurde aus DAB der neue Standard DAB+, der in den nächsten Jahren definitiv UKW ablösen soll. «DAB+ kann nur mit einer UKW-Abschaltung Erfolg haben», so Maissen weiter. Der Abschalttermin rückt näher: Soeben hat sich die Branche auf zwei mögliche Varianten verständigt. Definitiv entschieden wird aber erst 2021 (persoenlich.com berichtete).

Die Umstellung auf DAB+ erfolge, um die Programmvielfalt auch in Zukunft sicherstellen zu können, so Maissen weiter. Das Bakom prüft derzeit, ob einzelne UKW-Sender punktuell und zeitlich begrenzt über Ende 2024 weiter betrieben werden könnten. Für das Kommunikationskonzept stehen übrigens insgesamt 10,3 Millionen Franken zur Verfügung, 4,7 Millionen davon sind bereits ausgegeben.

«Wir müssen agil bleiben»

Auch bei den Radios geht es nicht nur rosig zu und her, Werbekunden sind wie anderswo nur schwer zu mobilisieren. Trotzdem: In diesem bewegten Medienumfeld würden die Privatradios stabile Hörerzahlen verzeichnen, sagte Co-Geschäftsführer Bachmann schon zur Eröffnung des Anlasses am Morgen. Und auch SRF-Direktorin Nathalie Wappler ist zufrieden: «Das Radio ist gegenwärtig eines der reichweitenstärksten Medien der Schweiz: Wöchentlich erreichen die Radios von SRF acht von zehn Deutschschweizern.»

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Noch nie hätte es für Deutschschweizerinnen und Deutschschweizer so viele Möglichkeiten gegeben, Audio zu konsumieren, sagte Wappler in ihrer Keynote weiter. Eine repräsentative Audiostudie von SRF zeige, wie Audio-on-Demand-Angebote wie Podcasts zunehmend an Einfluss gewinnen würden. «Für uns als Produzenten bedeutet das: Wir müssen agil bleiben, um diesen Veränderungen zu begegnen», so Wappler.

Künftig sollen Podcasts bei SRF besser gefunden werden. «Geplant ist schon für diesen Herbst eine kuratierte SRF-Podcastseite, die sich dezidiert Audioinhalten widmet und unsere Podcasts leicht und auffindbar präsentiert», so die SRF-Chefin. Zudem verkündete die gebürtige Ostschweizerin in akzentfreiem Hochdeutsch Neuigkeiten zur Musikplattform Mx3: «Ich darf Ihnen hier und jetzt ankündigen, dass Mx3 und dessen Datenbank an jungen und talentierten Schweizer Künstlern, Musik, Playlists und Konzerten zukünftig sämtlichen Schweizer Radiosendern zur Verfügung steht.»

Vater züchtet keine Rosen

Apropos Junge: Im Panel «Generation Next!» sassen Florian Wanner, CH-Media-Radios, Roman Spirig von den Radios Central, Sunshine und Eviva sowie Silvio Lebrument von Radio Südostschweiz. Das Thema: Ausblick in die Medienwelten von morgen. Eine interessante Gemeinsamkeit der drei Herren auf der Bühne: Sie alle steigen in die Fussstapfen ihrer Väter.

Das sei durchaus auch eine Herausforderung. «Mein Vater ist keiner, der jetzt Rosen züchtet», so Lebrument. Und auch Spirig: «Man muss den Vater immer bremsen. Er würde am liebsten immer noch 24 Stunden Radio machen.» Wanner habe lernen müssen, mit Kritik umzugehen: «Zu Beginn rief mich mein Vater jeweils an, wenn ihm ein Song im Radio nicht gefallen hat.»

Dann schauten die drei Jung-Chefs nach vorne. «Wir haben jetzt die Chance, durch die Digitalisierung unsere Hörer besser kennenzulernen und so auf die Bedürfnisse zu reagieren», so Wanner weiter. Bei der UKW-Abschaltung habe Spirig noch Bedenken – «weil nur wir abschalten und die Deutschen nicht». Vielleicht gäbe es dann vorübergehend den einen oder anderen SWR3-Hörer mehr unter den Autofahrern. Und Lebrument: «Da gibt es schon noch Diskussionsbedarf.»

Und wie klingt Radio in fünf Jahren? «Mehr Liveradio», so Spirig. Damit wolle er einen Gegentrend zu den Audio-on-Demand-Angeboten setzen.



Hier gibt es weitere Impressionen vom Swiss Radio Day – und hier alle Videosinterviews und eine Auswahl von Keynotes und Panels.

 



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