14.12.2022

Republik

«Zu Beginn des Jahres wird es sehr aufregend»

Vor genau 100 Tagen haben Katharina Hemmer und Amanda Strub interimsmässig als Co-Geschäftsführerinnen der Republik übernommen. Am Dienstag fiel das «ad interim» weg. Im ersten grossen Interview sprechen sie über Steuerprobleme, Transformation und Wachstum.
Republik: «Zu Beginn des Jahres wird es sehr aufregend»
«Wir sind nicht angetreten, um es uns möglichst schnell möglichst bequem einzurichten»: die Co-Geschäftsführerinnen Katharina Hemmer (links) und Amanda Strub. (Bild: Nick Lobeck)

Katharina Hemmer und Amanda Strub*, ist es für Sie in Ordnung, wenn dieses Interview nicht 100'000 Zeichen lang wird?
Katharina Hemmer: Schwierig, ich weiss nicht, ob das dann jemand liest.

Amanda Strub: Wir haben nämlich einiges zu sagen (lacht).

Etwas kürzer sind Ihre Funktionsbezeichnungen: Das «ad interim» nach Co-Geschäftsführerin fällt bei beiden weg, wie am Dienstag bekannt wurde. Was verändert sich dadurch für Sie?
Strub: Unsere Tätigkeit als Co-Geschäftsführerinnen ad interim war von Beginn weg für eine begrenzte Zeit. Das Schöne daran ist, wenn das «ad interim» wegfällt, dass sich nun der Zeithorizont verlängert. Man denkt und plant weiter in die Zukunft und ist noch stärker «on fire», um wirklich Gas zu geben.

Hemmer: Wir freuen uns über die Bestätigung durch den Verwaltungsrat und die Crew, die nun gemeinsam mit uns diesen zukünftigen Weg gehen wollen.

Auch Oliver Fuchs übernahm Anfang Jahr die Chefredaktion ad interim (persoenlich.com berichtete). Wie geht es hier weiter?
Hemmer: Die Interimslösung war als Übergangslösung so geplant. Es laufen bereits auch die Rekrutierungen für die nachfolgende langfristige Chefredaktion. Oliver Fuchs hat sich entschieden, dass er nicht längerfristig Teil der Chefredaktion sein will. Er wird die Chefredaktion Ende Jahr abgeben und hat sich entschieden, dann nach dem Abschluss einiger Projekte Ende Februar das Haus zu verlassen.

Wohin?
Hemmer: Das ist noch offen.

Und bis Ende Jahr steht die neue Chefredaktion?
Hemmer: Das ist unwahrscheinlich, dass wir bis Ende Jahr die langfristige Chefredaktion rekrutiert haben.

«Das, was gerade passiert, ist tatsächlich eine Transformation auf ganz vielen Ebenen»

Dynamik oder Stabilität: Welches ist bei der Republik die grössere Baustelle?
Hemmer: Das, was gerade passiert, ist tatsächlich eine Transformation auf ganz vielen Ebenen, aber auch von der Stabilität hin zu einer Dynamik. Und genau das ist bei uns momentan sehr präsent: Wir transformieren uns vom Start-up zu einem stabileren Unternehmen, zum Nicht-mehr-Start-up. Das ist mit sehr viel Lernprozessen, sehr viel Dynamik und auch Ablösungen und Neuzugängen verbunden.

Ich frage dies nicht von ungefähr. Ihr neuer Verwaltungsrat Roger de Weck sagte: «Eine Erfolgsgeschichte braucht Dynamik und Stabilität. An beidem wird weiter zu arbeiten sein.» Wie schlimm ist die Situation im Moment?
Hemmer: Unsere Aufgabe ist jetzt – und damit meine ich nicht nur uns beide, sondern die gesamte Crew und das Unternehmen: Wir haben jetzt über zwei Jahre lang sehr viel Stabilität gehalten. Wir waren über zwei Jahre lang selbsttragend – unser Ziel war da vor allem, mit ungefähr 28'000 Verlegerinnen und Verlegern selbsttragend zu sein und den Beweis zu erbringen, dass es auch geht und wir stabil bleiben können. Jetzt machen wir einen Wechsel. Wenn wir vor allem halten, zum gewissen Grad auch verwalten und den Status quo versuchen stabil zu behalten – was dann passiert ist, dass eben nicht so viel passiert, dass wir teilweise stagnieren, dass allenfalls diese Stagnation in ein leichtes Schmelzen auch in der Zahl der Verlegerinnen und Verleger übergeht. Dem wollen wir uns entgegenstemmen. Wir haben realisiert: Jetzt ist der Zeitpunkt, wo wir wieder in die Dynamik und in die Bewegung reinkommen müssen.

Und wie?
Hemmer: Unsere Strategie ist es, herauszufinden, wie wir jetzt wachsen können. Wir sind bisher immer mit sehr existenziellen Themen gewachsen: mit unserer Geburt, mit einem drohenden Untergang und mit der Pandemie. Wenn wir relevant bleiben wollen, unsere Stimme lauter und unsere Reichweite grösser werden soll, dann müssen wir jetzt herausfinden, wie wir auch im Alltag wachsen können.

Und haben Sie bereits erste Antworten gefunden?
Hemmer: Konkret probiert an Wachstumsmöglichkeiten haben wir einerseits einen Audiozugang – alle Beiträge werden professionell eingesprochen. Andererseits haben wir mit dem «Journal» ein Format, mit dem wir mehrmals am Tag kürzere Beiträge ausspielen können. Und dann haben wir das «Klimalabor», was Mitte Januar starten wird. Hier wollen wir gemeinsam mit den Leserinnen und Lesern entwickeln, wie der Journalismus mit der Klimakrise umgehen kann. Bei diesen drei Bereichen merken wir schon Effekte. Zum Beispiel beim Audio: Etwa 30 Prozent unserer seit dieser Neuerung an Bord gekommenen Leserinnen und Leser hören mehr, als dass sie lesen.

Ist es nicht wahnsinnig teuer, Texte von professionellen Sprecherinnen und Sprechern einlesen zu lassen?
Hemmer: Natürlich ist es eine Investition, aber wir haben das sehr schlank aufgestellt. Wir haben nicht fünf fix angestellte Sprecher zu 100 Prozent, sondern es gibt einen Sprecherinnen-Pool. Die Sprecherinnen und Sprecher bekommen sehr flexibel Beiträge zugespielt und sprechen diese selbstständig ein, sodass wir diese ab Mittag online stellen können.

«Klima ist ein relevantes Thema – das muss mehr Beachtung finden»

Sie haben auch das «Klimalabor» angesprochen. Am Journalismustag sowie in einem persoenlich.com-Interview sagte Sabrina Weiss, Mitgründerin des Klimanetzwerks Schweiz: «Klimageschichten landen selten auf der Titelseite». Die Republik will dies also ändern?
Hemmer: Absolut. Einerseits ist Klima ein relevantes Thema – das muss mehr Beachtung finden. Andererseits stellt sich für die gesamte Branche die Frage, wie denn der Journalismus mit der Klimakrise umgehen soll. Was ist der richtige Weg? Wie schaffen wir es, dem Thema in seiner Dringlichkeit gerecht zu werden und gleichzeitig Wege aus der Krise aufzuzeigen? So dass Menschen nicht resignieren, sondern sich ermächtigt fühlen, mit der Klimakrise umzugehen und ihr etwas entgegenzusetzen. Wir wollen nicht einfach den nächsten Newsletter lancieren, weil das andere auch machen, sondern wir wollen wirklich wissen, was die Leserinnen und Leser von uns brauchen im Bereich Klima.

Was ist zu erwarten?
Hemmer: Wir schaffen mit dem Klimalabor einen Ort für Austausch und Experimente. In Veranstaltungen, Onlinediskussionen, Workshops und Gesprächen kann man sich einbringen und seine Bedürfnisse mitteilen. Genaueres werden wir zum Start im Januar ankündigen. Es freut uns, dass schon über 1500 Menschen ihr Interesse bekundet haben, mitzuwirken beim Klimalabor. Man kann sich jetzt schon eintragen, um auf dem Laufenden zu bleiben.

Und mich eintragen und mitmachen kann ich kostenlos oder nur als Teil des Republik-Abos?
Hemmer: Kostenlos – wie damals auch beim Corona-Newsletter oder aktuell beim Winter-is-coming-Newsletter.

Sind Newsletter ein Marketinginstrument oder Dienst an der Gesellschaft?
Hemmer: Weder noch. Newsletter gehören zu jenen Dingen, die wir ausprobieren. Wir wollen herausfinden, ob wir mit Newslettern wachsen können. Und was damit sehr eng zusammenhängt: Wie sind Newsletter für unsere Leserinnen und Leser nützlich und relevant? Da haben wir sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Wir werden weiter ausprobieren, weil es nicht die eine Lösung gibt. Aber Newsletter können schon sehr hilfreich sein.

«Es gibt in der Schweiz niemanden mit solch publizistischer Erfahrung»

Zurück zu Roger de Weck. Mit ihm sind nun drei Personen in der Strategieetage. Bleibt es so schlank oder sollen Vorstand und Verwaltungsrat wieder wachsen?
Hemmer: Vielleicht schnell vorweg: Wir freuen uns sehr, dass Roger de Weck in den Vorstand gewählt wurde. Es gibt in der Schweiz niemanden mit solch publizistischer Erfahrung, auch in der Führung von Medienunternehmen. Der Vorstand soll wieder grösser werden, denn drei Mitglieder sind das in den Statuten vorgeschriebene Minimum für den Vorstand. Was wir aber auch festgestellt haben, ist, dass das gute Onboarding von Verwaltungsratsmitgliedern einiges braucht. Deswegen werden wir Schritt für Schritt vorgehen, um ein möglichst nachhaltiges Onboarding neuer Mitglieder sicherzustellen.

Ganz gratis wird es Roger de Weck ja nicht machen …
Hemmer: (Lacht.) Auch Roger de Weck wird mit dem Einheitslohn bezahlt.

Dieser beträgt 8500 Franken im Monat. Gibt das manchmal Anlass zu Diskussionen?
Strub: Der Einheitslohn wird erstaunlich breit akzeptiert und es gibt bisher nur sehr wenig Diskussionen darüber. Sehr viele sind der Meinung, dass der Einheitslohn richtig ist, und einige arbeiten gerade deshalb bei der Republik. Die fehlenden Entwicklungsmöglichkeiten sind aber durchaus auch ein Thema, und darauf haben wir ein Auge. Wir werden uns also durchaus mit Lohnmodellen befassen und uns dazu Gedanken machen. Spruchreif ist aber noch nichts.

Und wie sieht es mit dem Teuerungsausgleich aus. Gibt es einen?
Strub: Nein.

Bleiben wir beim Geld: «VR haut nach Steuerproblemen ab», hiess es auf Inside Paradeplatz. Gemeint war Mitgründer Constantin Seibt, der aus Verwaltungsrat und Vorstand zurücktrat. Auf welcher Insel ist Seibt momentan anzutreffen?
Hemmer: Auf der Werdinsel war er erst letzten Sonntag. Er sitzt in diesem Moment im Hinterhaus im Büro und arbeitet an Texten. Sein Austritt aus dem Verwaltungsrat und dem Vorstand hat mit Steuern überhaupt gar nichts zu tun. Es hat vielmehr damit zu tun, dass wir eine Situation auflösen, die vorher schon nicht optimal war: Seibt war als Stabsstelle der Chefredaktion und gleichzeitiger Verwaltungsrat Chef seines Chefs. Und gleichzeitig war es sowohl Constantin Seibt als auch uns ein Anliegen, dass er wieder näher am Journalismus sein und mehr publizistisch arbeiten kann.

Zu den angesprochenen Steuerproblemen: Wegen eines Formfehlers mussten Sie 930'000 Franken zurückstellen. Wie ist der aktuelle Stand?
Hemmer: Im Moment warten wir. Wegen der laufenden Verfahren können wir nicht in Details gehen. Wir wissen tatsächlich nicht genau, wann wir da die definitiven Bescheide bekommen. Es sind ja unterschiedliche Kantone, in denen das bearbeitet wird. Es kann sein, dass noch im Dezember einiges kommt, es kann aber auch März werden.

Christof Moser, der andere Mitgründer, postete Ende November einen bemerkenswerten Beitrag auf LinkedIn. Darin hiess es: «Achten Sie darauf, was hinter Ihrem Rücken in den strategischen Gremien passiert. (…) Es geht sehr schnell und Sie stehen plötzlich vor einer Ansammlung von Inkompetenz, Mobbing und Fehlentscheidungen, die Sie sabotieren.» Wurde Moser sabotiert?
Hemmer: Nein. Da sind wir wieder beim Thema vom Beginn. Wir befinden uns in der Transformation, in einem Generationenwechsel. Christof Moser ist einer von den Gründern. Ohne Christof Moser gäbe es die Republik nicht, er ist ein herausragender Journalist und er hat mit sehr viel Herzblut das alles hier aufgebaut. Wenn man sich dann Schritt für Schritt davon entfernt, ist das kein einfacher Prozess. Und das andere ist: Christof Moser ist jetzt noch bei uns angestellt. Er hat einen Job, den er gewollt hat und den wir gemeinsam definiert haben – relativ weit weg und trotzdem noch dran als Redigator …

… er arbeitet von Berlin aus und redigiert Texte für die Republik …
Hemmer: Ja, genau. Das war so mit ihm vereinbart. Er ist im Prozess, sich vom Projekt zu entfernen, aber er arbeitet weiter für uns und ist dabei auch sehr wertvoll für uns.

Sie beide haben die Aufgaben von Ihrer Vorgängerin Miriam Walther übernommen. Walther verliess die Republik im Herbst. Sie waren zuerst Co-Geschäftsführerin ad interim. Warum eigentlich das?
Strub: Es lief ein Organisationsentwicklungsprozess. Wir setzten uns intensiv mit der Geschäftsführungsposition auseinander, bevor klar war, dass Miriam Walther gehen will. Das sind sehr viele Aufgaben, bei denen es Sinn macht, diese auf mehrere Schultern zu verteilen. Wir wollten zuerst diesen Prozess abschliessen und herausfinden, welche Aufteilung wirklich Sinn macht. Aus diesem Grund entstand die Interimslösung.

Sie, Frau Strub, kamen aus dem HR-Bereich und Sie, Frau Hemmer, aus dem Marketing. Wie teilen Sie sich untereinander auf?
Hemmer: Wichtig für uns ist, dass wir uns aufteilen und bei bestimmten Dossiers auch relativ klar sagen, wer zuständig ist. Bei einigen Dossiers kann man das schon deutlich sagen: Externe Kommunikation ist bei mir, interne Kommunikation, Personalangelegenheiten und Organisationsentwicklung sind bei Amanda. Bei anderen Bereichen müssen wir noch herausfinden, was am besten funktioniert.

Mit welchen Pensen arbeiten Sie?
Strub: Wir arbeiten zurzeit beide 100 Prozent. Das hat auch damit zu tun, dass wir im Moment auch noch zum Teil unsere angestammten Bereiche betreuen, für die wir im neuen Jahr Entlastung erhalten.

Hemmer: «Ein Silberrücken führt das Unternehmen» ist nicht mehr sehr zeitgemäss. Wir beide sind Mütter und teilen uns jetzt eine relativ hohe Führungsposition. Wir halten es für sehr wichtig, dass solche Konzepte möglich sind. Wir teilen uns die Aufgaben so auf, dass das für uns machbar ist – jetzt momentan mit 100 Prozent, absehbar dann vielleicht mit 80 Prozent.

«Es ist ein sehr aufregender und herausfordernder Job»

Wie war das, als Sie Anfang September plötzlich eine neue Chefrolle hatten. Wie reagierte das Team?
Hemmer: Ich war schon seit einiger Zeit Stellvertretung der Geschäftsführung – daher war es bei mir etwas absehbar.

Strub: Es ist zum Teil ein Balanceakt, weil Geschäftsführung und HR tatsächlich zwei verschiedene Hüte sind. Im HR lernt man Diskretion und Gesprächsführung, das bringt mir in der neuen Rolle extrem viel. Ich kann also auf viel Erfahrung zurückgreifen. Bis jetzt gelang mir dieser Schritt sehr gut – auch von der Akzeptanz her.

Seit exakt 100 Tagen sind Sie nun in der Geschäftsführung. Welche Bilanz ziehen Sie?
Hemmer: Es ist ein sehr aufregender und herausfordernder Job. Wir wurden von Beginn weg gefordert mit dem Abschluss der Organisationsentwicklung, dem Auflösen von Interimsstellen, dem Kommunizieren der Steuerrückstellungen und dem Abschliessen des Geschäftsabschlusses. Und gleichzeitig sind wir in der Situation, dass wir nun ausprobieren, wie wir wachsen können. All das zusammen sind sehr viele Dinge, die man gleichzeitig auf dem Schirm haben muss. Ich ziehe daraus viel Energie, finde es sehr motivierend – und dazu eine Crew, die in all diesen wirklich komplizierten Zeiten extrem motiviert ist, hinter uns steht und alles gibt. Und ein Verwaltungsrat, der auch sehr viel zu tun hat, und ebenfalls hinter uns steht – und eine Leserschaft, die uns immer wieder sehr unterstützt, auch mit Kritik. Ich hatte noch keinen Job, den ich als so sinnvoll empfunden habe.

Strub: Es ist unglaublich interessant und es macht mir unglaublich viel Spass. Ich kann vieles, das ich gelernt habe, anwenden und umsetzen. Ich konnte in den letzten Monaten trotz der vielen Arbeit Energie daraus ziehen. Es spornt mich an und macht mir viel Freude. Superschön ist auch: Wir beide kannten uns zwar, sind in diesen Monaten aber noch näher zusammengerückt – und es funktioniert auch wirklich.

«Wir sind nicht in einer existenziellen Dramasituation»

Aktuell hat die Republik rund 28'000 Abonnentinnen und Abonnenten. Im Januar steht die nächste grosse Erneuerungswelle an. Wird es kritisch?
Hemmer: Nein. Wir sind nicht in einer existenziellen Dramasituation. Das ist einerseits sehr schön, andererseits müssen wir lernen, damit auch umzugehen und aus dem Alltag heraus auch aktiv zu sein. Bei der Erneuerung haben wir grundsätzlich sehr gute Zahlen: Im Durchschnitt liegt die Erneuerungsrate bei 75 Prozent. Im Januar liegt diese Rate noch etwas höher, wenn vor allem die langjährigen Verlegerinnen und Verleger erneuern. Wir stellen fest: Die Retention Rate (Kundenbindungsrate, Anm. der Red.) steigt mit der Zeitdauer, für die sie bei uns Verlegerinnen und Verleger sind. Im Januar erwarten wir eine Erneuerungsrate von 86 bis 90 Prozent. Das ist ein ziemlich einmaliger Wert, für den wir unseren Verlegerinnen sehr dankbar sind.

Es gäbe auch Gründe, das Abo nicht zu verlängern …
Hemmer und Staub: Nein (lachen).

Ich hörte mich um. Es hiess, dass die Anfangseuphorie nicht mehr so spürbar sei und die wirklich guten Storys seltener geworden seien. Haben Sie ähnliche Feedbacks?
Hemmer: Es gibt unterschiedlichste Feedbacks. Das ist ähnlich mit der Länge: Es gibt Leute, die sich sehr oft beschweren, dass unsere Artikel viel zu lang sind, und andere protestieren sofort, wenn wir etwas Kürzeres machen. Wir haben ganz klar den Anspruch an uns, in der Publizistik eine hohe Qualität zu halten und zu schärfen.

Damit zurück zu meiner Einstiegsfrage. Nervt es manchmal, wenn es immer heisst, Republik-Artikel hätten Überlänge?
Hemmer: Nerven ist nicht das richtige Wort …

… oder sind Sie stolz auf diesen USP?
Strub: Ja, ich finde schon.

Hemmer: Natürlich ist es auch ein gutes Zeichen, dass wir so ein bisschen zum Bonmot geworden sind, wenn Leute sagen: «Das ist ja so lang wie ein Republik-Artikel». Gleichzeitig wollen wir jetzt auch ausprobieren, was passiert, wenn wir einen kürzeren und schnelleren Zugang möglich machen.

Damit sind wir beim bereits erwähnten «Journal», das es seit rund drei Monaten gibt. Wie kommt es an?
Hemmer: Gut. Wir hatten einen Softlaunch, haben jetzt im Dezember Anpassungen gemacht. Wir sind sicher noch in der Ausprobierphase. Erst jetzt sind wir daran, neue Leserinnen und Leser auf dieses Format zu holen. Wie die dann konvertieren und zum Magazin kommen, bleibt abzuwarten. Wir wollen den Leuten eine andere Möglichkeit geben, wenn man nicht viel Zeit hat. Man liest vielleicht gerne lange Texte, aber man kann nicht, weil man gerade Windeln wechseln und einkaufen muss. Wir hoffen, dass man dann zwischendurch mit dem «Journal» einen Touchpoint zu uns hat.

«Es bleibt dynamisch»

Wagen wir zum Abschluss einen Ausblick: Wie wird das Jahr 2023?
Hemmer: Aufregend.

Strub: Vor allem zu Beginn des Jahres wird es sehr aufregend. Es bleibt dynamisch. Zur Mitte des Jahres wird aber Ruhe einkehren – und damit eine gute Balance zwischen Dynamik und Stabilität.

Und Sie wollen als Ziel 33'000 Abos erreichen.
Hemmer: Wir sagen uns nicht einfach: Wir halten und bleiben selbsttragend. Wir setzen uns wieder ein Ziel und schauen, wie das mit der Leserschaft funktioniert.

Warum will die Republik überhaupt wachsen, wenn es finanziell im Moment ja stimmt?
Hemmer: Wir sind ja nicht angetreten, um es uns möglichst schnell möglichst bequem einzurichten, sondern um für die Demokratie und eine Verbesserung der öffentlichen Debatte zu kämpfen. Und die öffentliche Debatte verändert man nicht mit 28'000 Leuten. Unser Ziel ist nicht einfach die Existenz, sondern zu einer relevanten Stimme im Schweizer Mediensystem werden. Je mehr Leute unsere Beiträge lesen, desto näher sind wir dran.



* Amanda Strub (36) startete im August 2018 bei der Republik im Bereich HR und Finanzen. Im Juni 2022 wurde sie Leiterin HR und Unternehmensentwicklung. Nach der Hotelfachschule und längerer Tätigkeit als HR-Expertin in der Hotel- und Gastronomiebranche, war sie HR-Expertin in einem Grosskonzern. Danach drückte Strub die Schulbank in der Schweiz und in Ecuador und schloss 2018 ihr Studium in International Management ab.

Katharina Hemmer (41) stiess im November 2019 als Head of Community zur Republik. Für die Promotion in Publizistik kam die gebürtige Deutsche mit Schweizer Pass im Jahr 2006 nach Zürich – und blieb. Erst auf Agentur-, dann auf Unternehmensseite kümmerte sie sich um digitales Marketing und digitale Entwicklung. Zwischendurch machte sie einen Abstecher in die Geschäftsleitung einer Agentur.


Newsletter wird abonniert...

Newsletter abonnieren

Wollen Sie Artikel wie diesen in Ihrer Mailbox? Erhalten Sie frühmorgens die relevantesten Branchennews in kompakter Form.

Kommentar wird gesendet...

KOMMENTARE

Dominic Miller
14.12.2022 09:46 Uhr
Verständnisfrage: Weshalb sind die Steuerämter aus mehreren Kantonen in diese Frage der allenfalls noch geschuldeten Steuern involviert? Meines Wissens hat die Republik 1 Firmensitz (im Kanton Zürich), weshalb betrifft diese Frage dann nicht nur das Steueramt der Stadt oder des Kantons Zürich?
Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren

Die Branchennews täglich erhalten!

Jetzt Newsletter abonnieren.